Mystische Geschichten auf der Gamburg im Lieblichen Taubertal

Im Lieblichen Taubertal thront die Gamburg über dem gleichnamigen Ort. Hier warten Begegnungen mit Geistern, Sagengestalten, einem Kaiser – und der Familie von Mallinckrodt, die ihr Zuhause für Gäste öffnet.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Die Vielfältigkeit der Region ist mir erst bewusst geworden, als ich anfing beruflich als Redakteurin nach Franken zu reisen. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Auf der Gamburg im Lieblichen Taubertal begegnen mir Geister und Kreuzritter ebenso wie die gastfreundliche Familie von Mallinckrodt, die ihr historisches Zuhause mit Geschichten, Kunst und Veranstaltungen lebendig macht.

Den Aufgang zum Burgtor säumen Laternen. Kerzenschein taucht den Hof in flackerndes Licht und vor dem Bergfried lodert ein Lagerfeuer mit grüner Flamme. Plötzlich erscheint eine Gestalt im langen Kapuzenmantel, in der einen Hand eine Laterne, in der anderen einen schweren Stock. Die Reise ins Reich der Burggeister beginnt.

© Goswin von Mallinckrodt

Burgherr Hans-Georg von Mallinckrodt führt mit Mantel und volltönender Stimme durch die Sagen- und Geisterführung, während Sohn Goswin hinter den Kulissen für Kettenrasseln, Klirren und Schreie sorgt. Auf der Gamburg sollen mindestens 21 Geister erschienen sein, wie Gräfin Antoinette von Ingelheim in „Die Geister der Gamburg“ berichtet. Beim Rundgang durch den illuminierten Burggarten erfahren die Gäste von ermordeten Bischöfen, Mönchen und Schäfern. Auch von der tragischen Liebe eines Grafen zur Wasserfrau Melusine, die verraten wird und verschwindet wird erzählt.

© FrankenTourismus / Barbara Keil

Eine Familie haucht der Gamburg neues Leben ein

Die „Sagen- und Geisterführung“ war eines der ersten Angebote, als die Familie von Mallinckrodt sich entschied, die Burg für Gäste zu öffnen. Rund drei Stunden dauert es, bis alle Lampen verteilt sind und brennen. An vier Terminen im Jahr gibt es neben Kerzenschein ein großes Feuer im Burggraben. Auf Multimedia-Effekte wird dagegen verzichtet. „Wir wollen keine Geisterbahn daraus machen“, erklärt Goswin von Mallinckrodt. Die Teilnehmenden begeistert es auch so. Fast so fantastisch wie die Geistererzählungen mutet die Geschichte der Familie von Mallinckrodt auf der Gamburg an. Als der Großvater – aus altem Adelshaus, jedoch enterbt, weil er sich bei der Wahl seiner Frau nichts vorschreiben lassen wollte –, das alte Gemäuer erwarb, war er bereits Mitte 70. „Die Burg war völlig heruntergekommen“, berichtet der Enkel. Über ihre Geschichte war wenig bekannt. Diese reichte zwar bis ins 12. Jahrhundert zurück, die meisten Gebäude schienen aber aus der Renaissance zu stammen.

© Goswin von Mallinckrodt

Sensation hinterm Wandputz

Doch als bei der Renovierung der Putz abbröckelte, entdeckte Hans-Georg von Mallinckrodt eine Sensation: mittelalterliche Fresken. Entstanden sind sie um das Jahr 1200. Damit sind sie die ältesten profanen Wandmalereien nördlich der Alpen. Und das ist noch nicht alles: Der unbekannte Künstler beherrschte bereits die perspektivische Darstellung. Erzählt wird die Geschichte des Dritten Kreuzzugs, auf dem der damalige Herr der Gamburg den Stauferkönig Friedrich I. „Barbarossa“ begleitete. Wer mehr Superlative hören möchte, nimmt an der Burgführung mit Hans-Georg von Mallinckrodt teil, der kurzweilig darüber erzählt, wie sich die hier geplante Wohnung als Rittersaal entpuppte – was auch erklärt, warum der Blick durch das freigelegte Arkadenfenster aus dem 12. Jahrhundert in ein Badezimmer geht.

Kunst und Malerei spielen heute nicht nur der Barbarossa-Fresken wegen eine große Rolle auf der Gamburg. Gleich am Morgen nach der „Sagen- und Geisterführung“ versammelt sich schon wieder eine Gruppe vor dem Burgtor. Sie kommen zum Zeichenkurs bei Goswin von Mallinckrodt, der in Italien Malerei und Kunstgeschichte studiert hat.

© Goswin von Mallinckrodt

Meet the Aristocrats

Auch sein Vater ist schon bereit für den nächsten „Auftritt“: Er nimmt gleich eine internationale Reisegruppe in Empfang. „Meet the Aristocrats“ heißt der Programmpunkt für die Flusskreuzfahrt-Gäste. Seine Frau Nicole bereitet inzwischen das Burgcafé vor, denn wie jedes Wochenende während der Saison stehen die Burgtore heute Nachmittag offen. Aus Paris hat es die Französin in die fränkische Provinz verschlagen, doch sie hat sich eingelebt, wie sie erklärt: „Ich liebe die Gegend. Das ganze Taubertal hat ein sehr schönes Flair.“

Der Burgbetrieb – die jährlich rund 40 Veranstaltungen vom Fechtkurs bis zum Konzert, die Termine für Gruppen, die Hochzeiten und Fotoshootings, das Café, der Burgshop – bedeutet einen großen Aufwand, denn ein Großteil der Arbeit ist Familiensache. Genau das sei es aber auch, was die Gäste an der Gamburg schätzen. „Es ist kein Museum, es ist ein Zuhause.“ meint Goswin von Mallinckrod.

© TV Liebliches Taubertal / Thomas Weller

Die idyllische Landschaft des Lieblichen Taubertals lässt sich wunderbar aktiv erkunden, ob mit dem Kanu auf der naturbelassenen Tauber, per Rad auf dem ebenen Weg an ihrem Ufer oder zu Fuß auf abwechslungsreichen Routen. Ausflugsziele wie der Wildpark Bad Mergentheim mit seinem Wolfsrudel, Kletterparks, Freibäder und Seen sorgen für Abwechslung. Und zur Stärkung wartet eine genussvolle Küche, bei der frischer Fisch, Grünkern, Taubertäler Lamm und Taubertäler Landschwein sowie heimische Weine und Biere eine besondere Rolle spielen.

Verfasst von Barbara Keil
am 19. September 2025 unter Allgemein, Familienland Franken, Hausbesuche Franken, Kultur in Franken mit den Schlagwörtern Burg, Erlebnis, Hausbesuche, Kultur, Liebliches Taubertal.

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