Auf fruchtiger Entdeckungstour durch die Streuobstwiesen im Romantischen Franken

Wir befinden uns im Romantischen Franken, genauer in Burgbernheim inmitten von bunten Blumenwiesen, Hecken und Säumen. Das Summen der Bienen, das Rauschen der Blätter der vielen Obstbäume dringt beruhigend an unsere Ohren. Was wie ein entspanntes Naturparadies klingt, ist seit 34 Jahren mein Arbeitsplatz als Stadtgärtner.

Hallo zusammen, mein Name ist Ernst Grefig und wenn es etwas gibt, in das ich all mein Herzblut stecke, dann sind es die Streuobstwiesen hier in Burgbernheim.

Unser Städtchen liegt angeschmiegt an der Frankenhöhe und ist für seine ökologisch wertvollen Obstbäume bekannt. Auf den 120 Hektar Streuobstwiesen in der Ferienregion Romantisches Franken stehen rund 30.000 Obstbäume, die auch einer Vielzahl von Insekten und Vögeln Wohnraum bieten. Wer uns in der Zeit von Anfang Juli bis November besucht, trifft hier auf jede Menge Früchte, die satt und reif an den Bäumen hängen und geerntet werden wollen. Die Vielfalt ist groß, es gibt Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Maulbeeren, Elsbeeren und Nüsse.

©Stadt Burgbernheim

Streuobstwiesen sind ein wichtiges Kulturgut, welches es zu pflegen gilt

Wir betreiben einen sehr großen Aufwand, um unser Städtchen Burgbernheim bekannter zu machen. Unser Hauptanliegen ist es, die Leute für das Thema Streuobstwiesen als wichtiges Kulturgut zu sensibilisieren. Es ist schön zu sehen, dass die Begeisterung für die Kulturlandschaft und regionales Obst gerade bei den jungen Leuten wieder zunimmt. Das war nicht immer so, denn von 1952 bis 1975 sind viele Obstbäume einem regelrechten Bereinigungswahn zum Opfer gefallen. Jeder Baumbesitzer, der seine Obstbäume gefällt hat, hat vom Bundesernährungsministerium eine Rodungsprämie erhalten.

„…so wurden insgesamt 80% der Streuobstwiesen in Bayern zerstört.“

Ernst Grefig

Warum das gemacht wurde? Ganz einfach, man wollte mehr Äcker für die Landwirtschaft schaffen. Zusätzlich mangelte es an Wertschätzung, dass es sich bei dem Obst von Streuobstwiesen um ein ökologisch wichtiges Lebensmittel handelt, welches es wert ist, in seiner Artenvielfalt erhalten zu bleiben. Und so wurden insgesamt 80% der Streuobstwiesen in Bayern zerstört. Glück für Burgbernheim war seine Lage. Da unsere Stadt an der Frankenhöhe liegt, gibt es keine ebene Fläche, hier war diese Art der Landwirtschaft schlichtweg nicht möglich. Eine glückliche Fügung, Dank der wir hier immer noch so viele Streuobstwiesen haben.

Unterstützung durch Baumpatenschaften

In der Hohenloher Gegend, in Uffenheim, im Alten Land bei Hamburg oder am Bodensee gibt es auch noch einige Streuobstwiesen, aber in der geballten Zahl wie in unserer Kommune findet man sie nicht mehr oft. Deshalb ist es jetzt unsere Hauptaufgabe, die vielen Obstbäume in Burgbernheim zu pflegen und vor allem zu schneiden. Denn die alten Bäume drohen unter der Last der Früchte zusammenzubrechen. Die Ernte müssen wir mittlerweile dank fleißiger Helfer nicht mehr alleine stemmen. Für die Hälfte der insgesamt 120 Hektar an Streuobstwiesen haben wir Baumpaten gefunden. Insgesamt 2.600 Aluplaketten wurden in Burgbernheim verteilt. So hilft die Bevölkerung uns dabei, sich um die Bäume unserer Vorfahren zu kümmern und das reife Obst zu ernten. Die Baumpaten können so viele Früchte verbrauchen, wie sie möchten, den Rest bringen sie zu uns.

Von Apfelsaft über Schorlen bis hin zu Glühmost – alles aus eigener Herstellung

Es gibt insgesamt fünf Annahmestellen, hier wird dann gepresst und der einheimische Saft direkt weiterverarbeitet. Wir produzieren Apfelsaft, Apfelschorlen, eine rote Schorle (Apfel, Johannisbeere & Traube), Aronia-Apfel-Saft, Glühmost mit und ohne Alkohol und Secco aus Birnen und Äpfeln. Früchte alleine werden aber nicht verkauft.

©Stadt Burgbernheim

Streuobstwiesen vs. Erwerbsobstbau

Neben den Äpfeln ist Burgbernheim vor allem bekannt für seine Vielzahl an Zwetschgenbäumen. Hier wachsen z.B. die Burgbernheimer Bergzwetschge oder die Fränkische Hauszwetschge. Doch Äpfel sind – übrigens weltweit – nach wie vor das meist gegessene Obst. Um die Nachfrage decken zu können, ist deshalb auch der Erwerbsobstbau entstanden. Doch viele wissen gar nicht, wie diese sich unterscheiden.

Bei Streuobstwiesen gibt es etwa 100-120 Bäume pro Hektar, die mit einem Abstand von 10 Metern stehen. Beim Erwerbsobstbau dagegen sind es bis zu 3.000 Bäume pro Hektar, die mit nur ca. 80 cm bis max. 1,20 Meter Abstand zueinander stehen. Durch den großen Abstand bei den
Streuobstwiesen konnten sich die Bäume gut entwickeln und breiter wachsen. Das bedeutet wiederum mehr Fläche, mehr Licht und damit auch ein höherer Obstertrag. Außerdem können durch den größeren Lichteinfall am Boden Kräuter wachsen, die wichtig für die Vielzahl an Insekten und Vögeln sind. Von März bis Oktober haben wir zudem um die 600 Schafe, die die Flächen schonend beweiden.

Das besondere an unseren Streuobstwiesen ist auch die Vielzahl an alten Apfelsorten. Da gibt es z.B. den Kaiser Wilhelm, den Maunzenapfel oder den ganz alten Edelborsdorfer, der 1250 das erste Mal erwähnt wurde. Solche alten Sorten findet man beim Erwerbsobstbau einfach nicht.

Streuobstführungen in Burgbernheim

Natürlich möchten wir Burgbernheim auch außerhalb der Region bekannter machen und bieten daher das ganze Jahr Führungen an. Seit 2019 gibt es einen Lehrpfad mit vielen Stationen und einem Irrgarten, um den Spaßfaktor für die Kleinen hoch zu halten. Kinder und Erwachsene sollen hier lernen, warum Streuobstwiesen so wichtig sind. Bei unseren Führungen liegt der Schwerpunkt natürlich im Frühjahr – vor allem zur wunderschönen Blütezeit – , im Sommer und im Herbst, wenn die Blätter sich färben und das Obst satt und schwer an den Bäumen hängt. Im Winter bieten wir dann Baumschnittkurse an. Wir haben insgesamt drei Streuobstführer, die Touren für Privatpersonen, Vereine und Firmen machen.

Unser Städtchen ist übrigens nicht nur per Auto erreichbar, es gibt eine gute Anbindung zu unserem Unteren Bahnhof an der Bahnstrecke Steinach b.R. und Neustadt/ Aisch, sowie zum Oberen Bahnhof an der Bahnstrecke Treuchtlingen – Würzburg. Von hier aus erreichen Sie z.B. über Ansbach bequem Nürnberg in rund 50 Minuten.

Das jährliche Highlight: Die Schlemmerwanderung

Zweimal im Jahr (im Frühjahr & Herbst) gibt es außerdem unsere begehrte Schlemmerwanderung: Die drei Wirtsleute im Ort (Der goldene Engel, Der goldene Hirsch, Das Wildbad) bereiten dann 3 Gänge zu, die in den Streuobstwiesen verzehrt werden. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf regionalen und saisonalen Produkten. Es gibt z.B. Mostschnitzel, einheimischen Secco und am Schluss bieten wir noch eine Schnapsprobe an. Und natürlich erzählen wir ganz viel über unsere Streuobstwiesen und das Obst.

©Stadt Burgbernheim

Bildung für die Zukunft – Das Streuobst Kompetenzzentrum

Und da wir auch weiterhin die Wichtigkeit der Streuobstwiesen kommunizieren wollen, errichten wir gerade ein Streuobst Kompetenzzentrum, das einmalig in Deutschland ist. Es wird eine Art Bildungszentrum sein, in dem sich ein Museum mit Dauerausstellung befindet. Aber auch eine neue Presse, eine Küche für Kochkurse und eine Bibliothek mit alten Büchern ist geplant. Sie sehen, bei uns gibt es immer etwas zu tun, es wird nie langweilig!

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und auch gerne mal an einer Führung durch die Streuobstwiesen in Burgbernheim teilnehmen möchte: Infos zu Kosten und Teilnehmerzahlen gibt es unter www.burgbernheim.de.

Ernst Grefig

Verfasst von Ernst Grefig
am 20. Januar 2021 unter Genießerland Franken, Nachhaltiges Franken mit den Schlagwörtern Führung, Kulinarik, Romantisches Franken, Tradition, Wandern.

Beteilige dich an der Unterhaltung

    Ernst, das hast Du gut gemacht.

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