Haßberge: Wo Orchideen blühen und Wildkatzen streifen
Als Vermittlerin zwischen Mensch und Natur begeistert Naturpark-Rangerin Katja Winter Kinder, Jugendliche und Erwachsene für den natürlichen Facettenreichtum im Naturpark Haßberge. Als ich sie treffe, lächelt Katja Winter zufrieden: „Es ist einfach genial hier.“ Sie steht an einer bunt blühenden Weide im Naturschutzgebiet Hohe Wann bei Zeil am Main und berichtet von den vielen seltenen Wiesenblumen, die hier wachsen. Blaue, gelbe, weiße und violette Tupfer ziehen sich durch das saftige Grün – darunter als Besonderheit wildblühende Orchideen.

Wenn man Wein mit Familiennamen (und Sisi mit Vornamen) heißt, passt es wunderbar, wenn man über den Frankenwein schreiben darf. Und über Frankens kulinarische Besonderheiten. Über Natur, Traditionen und Kultur. Und nicht zuletzt über unglaublich spannende und gastfreundliche Menschen, die das Urlaubsland so besonders machen. Das tue ich nun, seitdem ich vor rund 20 Jahren als Journalistin vom Bayerischen Wald in den Naturpark Altmühltal gezogen bin.
Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Im Naturpark Haßberge treffe ich auf artenreiche Kulturlandschaft und faszinierende Naturerlebnisse – und auf Rangerin Katja Winter, die Wissen, Leidenschaft und einem Blick für die verborgenen Schätze am Wegesrand begeistert.

„Bis solche hochwertigen, artenreichen Flächen entstehen, dauert es Jahrhunderte“, erklärt Katja Winter. Weinbau, Streuobstanbau und extensive Beweidung prägen seit vielen Generationen den Naturpark Haßberge. So bildete sich eine einzigartige Kulturlandschaft mit farbenfrohen Wildblumenwiesen, historischen Weinbergterrassen, Streuobstbeständen, Wäldern und Bachtälern. Sie beheimatet viele seltene Tier- und Pflanzenarten: Wildkatze, Schwarzstorch, Salamander oder die bereits erwähnten wilden Orchideen – für alle bieten die Haßberge Lebensraum. „Dieser Artenreichtum und die vielgestaltige Landschaft sind nicht selbstverständlich“, betont die Umweltwissenschaftlerin: „Das Naturpark-Motto lautet Vielfalt und das bringt es einfach auf den Punkt.“

Auf die faszinierende Natur sowie ihr Schutzbedürfnis aufmerksam zu machen, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Rangerin, die seit 2020 in den Haßbergen tätig ist. Pro Jahr setzt sie über 40 Angebote im Bildungsbereich um und erreicht so rund 1.200 Teilnehmende. Die Nachfrage nach ihren spannenden Führungen ist groß: „Ich will keine langweiligen Fachvorträge halten, sondern meine Begeisterung für die Natur weitervermitteln.“
Vogelruf nach Weizenbier
Wer mit Katja Winter unterwegs ist, erlebt diese Leidenschaft bei nahezu jeder Gelegenheit: Ständig entdeckt die Rangerin Interessantes am Wegesrand. Eine seltene Pflanze hier, ein besonderes Tier dort – selbst die Geräusche der Natur lehrt sie zu deuten. Immer wieder hält sie inne, um dem Vogelgezwitscher zu lauschen. Dann erklärt sie, woran man das jeweilige Tier erkennt. Der Gesang des Buchfinks etwa klingt wie „Ich will ein Weizenbier“. Die Kohlmeise wiederum zwitschert immerzu „Judith! Judith!“.
Zwar gibt es keinen Vogel, der ihren Namen singt, trotzdem folgt Katja Winter dem Ruf der Natur schon lange. In Zeil am Main aufgewachsen war sie bereits als Kind gerne in den Haßbergen unterwegs. Nach der Schulzeit zog es sie allerdings in die Ferne: Studiert hat sie in Norddeutschland und in den USA, wo sie viel Zeit in den amerikanischen Nationalparks verbrachte. Sehr gern ist sie aber zurück in der fränkischen Heimat. „Ich finde die Region einfach magisch“, lautet ihr klares Bekenntnis.

Interessierten, die die Region in ihrer Vielfalt kennenlernen möchten, empfiehlt die Rangerin die Burgruine Bramberg bei Burgpreppach, die Burgruine Altenstein im Raum Maroldsweisach sowie die Geißstein-Felsen: „Streuobstwiesen, blütenreiche Weiden, artenreiche Wälder und idyllische Bachtäler – so gut wie alle landschaftlichen Facetten des Naturparks liegen auf dem Weg zu diesen Sehenswürdigkeiten.“
Der Weg als Naturziel
Auch die Orte selbst überzeugen: Vom neuen Aussichtsturm in der Burgruine Bramberg bietet sich ein beeindruckender Weitblick bis in die Rhön, den Frankenwald, das Fichtelgebirge und in die Fränkische Schweiz. Mit einem romantischen Panorama wartet auch Burg Altenstein auf, die darüber hinaus das Burgeninformationszentrum beherbergt.

Die Rangerin begeistert gerne Besucher:innen für den Naturpark, doch zu ihrem Job gehören noch viele weitere Aufgaben. „Leider bin ich nur etwa 25 Prozent meiner Arbeitszeit draußen in der Natur unterwegs. Den Rest der Zeit verbringe ich im Büro“, erzählt Katja Winter. Als Naturpark-Ranger:innen sind sie und ihr Kollege Arno Ludwig neben der Bildungsarbeit nämlich ebenso für Besucherlenkung, Forschung und Monitoring sowie für den Naturschutz zuständig. In Sachen Arten- und Landschaftsschutz erhalten die beiden tierische Unterstützung: „Schafe und Ziegen sind maßgeblich daran beteiligt, dass der Lebensraum seltener Pflanzenarten erhalten bleibt“, führt die Rangerin aus: „Durch Beweidung verhindern die Tiere, dass unsere wertvollen Blumenwiesen verbuschen. So schützen sie unter anderem die wildblühenden Orchideen.“
Für die kulturelle Abwechslung nach einer Naturpark-Tour durch die Haßberge lohnt sich ein Abstecher zu einem der zahlreichen historischen Gemäuer, die auf fast jedem Hügel der sanft gewellten Mittelgebirgslandschaft thronen. Zahlreiche Burgen und Schlösser warten darauf, entdeckt zu werden. Zudem setzen Stadtlauringen, Hofheim i.UFr., Königsberg i.Bay. oder Zeil am Main als malerische Fachwerk-Orte Höhepunkte. Verbunden werden sie von der „Deutschen Fachwerkstraße“. Bei wem sich danach der Appetit regt, der ist in den Haßbergen ebenfalls richtig. Hier treffen Wein- und Bierfranken aufeinander. Perfekt passen die fränkischen Bier– und Wein-Spezialitäten zu den wohlschmeckenden Schmankerln der regionalen Küche.

