Echte Handarbeit für edle Tropfen in der Rhön

Die Aroniabeere, einst ein Import aus Russland, ist der Shootingstar der Wartmannsrother Landbrennerei Kleinhenz. Aber auch Beeren, Früchte und Obst von den heimischen Streuobstwiesen und Getreide aus der Rhön werden hier zu purem Genuss im Glas verwandelt.

Mein Name ist Klaus Dorsch. Aufgewachsen in Wassertrüdingen am Fuße des Hesselbergs, ist es typisch fränkisch für mich, Anerkennung und Lobeshymnen nur sehr dosiert einzusetzen. Wenn ich – bevorzugt mit dem Rad – als reiselustiger Redakteur in Franken unterwegs bin, originelle Menschen treffe, Natur und Kultur neu entdecke, die fränkische Küche, vor Ort gebrautes Bier und heimischen Silvaner genieße, heißt mein Resümee: „Reiseland Franken, Du bassd scho.”

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Für mich geht es heute nach Wartmannsroth in der Rhön, wo ich Brenner Thomas Kleinhenz und seine hochprozentigen „Delikatessen“ besuche.

Eine besondere Frucht

Oft blickt Thomas Kleinhenz in fragende Gesichter, wenn er auf seine Lieblingsbeere zu sprechen kommt: die Aroniabeere. Viele seiner Besucher:innen müssen eine Wissenslücke eingestehen. „Ich selbst bin auch erst 2009 auf sie gestoßen“, erklärt Thomas Kleinhenz: „In Dresden habe ich einen Aronialikör probiert.“ Diese erste Begegnung war wie eine Initialzündung für den damaligen Hobbybrenner.

Die Aroniabeere gilt als gesundheitsfördernd, pur gegessen schmeckt sie eher trocken und bitter. Doch Thomas Kleinhenz hat einen Weg gefunden, um das Beste aus der Aroniabeere herauszuholen – als Geist oder Likör. An sich stellt die Aroniabeere keine großen Ansprüche: Sie verträgt viel Sonne und Hitze und kommt auch mit kargeren Landstrichen zurecht. Thomas Kleinhenz kann dies bestätigen, denn er hat mit seiner Frau Manuela selbst eine Plantage angelegt und „langsam bekommen die Sträucher auch eine ordentliche Größe“.

© Klaus Dorsch

Brennerei mit Tradition

Erntezeit für die Aroniabeere ist im August, gelesen wird per Hand. „Wie bei allen Beeren- und Obstsorten ist dies eine Familienangelegenheit, viele fleißige Hände packen mit an“, erzählt Thomas Kleinhenz. Er ist Brenner in dritter Generation, sein Großvater, ein beliebter Dorfmetzger, hatte Ende der 1950er Jahre das Brennrecht auf den Hof geholt. Der Obstanbau und das Brennen sind das, was an Aktivitäten von der einstigen Landwirtschaft auf dem Hof übrig geblieben sind. Als junger Mann hatte sich Thomas Kleinhenz für eine Karriere als Bundeswehrsoldat im benachbarten Hammelburg entschieden: „Doch über all die Jahre habe ich mich stets für das Brennen interessiert und mir einiges von meinem Vater Arthur abgeschaut.“

© Landbrennerei Kleinhenz

Das war gut so, denn als Thomas Kleinhenz vorzeitig in Ruhestand ging, hatte er die nötige Zeit, seinem Hobby noch engagierter nachzugehen – und ließ sich zum staatlich anerkannten Brenner ausbilden. 2009 hat er das Familienanwesen übernommen und investiert: Schmuckstück ist die moderne Schaubrennerei im alten Fachwerkhaus. Dieses wurde 2017 restauriert und beherbergt heute auch den Verkaufsraum und die Probierstube unterm Dachboden. Seine Gäste weiht Thomas Kleinhenz über zweieinhalb Stunden in die Geheimnisse des Brennens ein und führt sie auch in den alten Kartoffelkeller, in dem heute die Glasamphoren und Fässer zur Reifung lagern. „Natürlich verkosten wir dazwischen verschiedene Brände, Geiste oder Liköre“, betont er. Getrunken wird nicht aus dem „Stamperl“, sondern jeweils aus dem passenden Glas. „Betrachtend, riechend und nippend erschließt sich am besten das besondere Geschmackserlebnis“, leitet Thomas Kleinhenz seine Besucher sensorisch an. Und es macht ihn stolz, „wenn das selbst kreierte Produkt gut ankommt“.

© Klaus Dorsch

Von „Barbarossa“, Disziplin und Regionalität

Von alten Apfel- und Birnensorten über Haselnuss und Kirsche bis zur Zwetschge kommt bei Thomas Kleinhenz alles in die Destille und danach in die Flasche. Auch Getreide wird verarbeitet, denn vor einigen Jahren hat er das Whiskymachen für sich entdeckt. Die hauseigene Serie trägt den stolzen Namen „Barbarossa“ – abgeleitet aus der ersten urkundlichen Erwähnung Wartmannsroths im Jahr 1165, in der der Name Barbarossa (Kaiser Friedrich I.) auftaucht. Diese besondere Produktqualität in Kombination mit dem regionalen Fokus wurde 2021 mit dem „Qualitätssiegel Rhön“ ausgezeichnet.

Das Brennen und die damit verbundenen Arbeitsschritte bestimmen inzwischen den Alltag der Familie Kleinhenz. Besonders herausfordernd sind die Brenntage. Sie beginnen früh um 5.30 Uhr und dauern bis weit in den Abend. Drei, vier Brennvorgänge stehen dann an. Das erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen, für den ehemaligen Soldaten kein Problem. Besonders spannend ist für ihn während des Brennvorgangs das Aroma des Mittellaufs: „Am Geruch dieses Herzstücks erahnt man, ob ein besonderer Tropfen entstehen kann, der den Kunden später ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird.“

„Barbarossa“-Whisky, Aroniabrände und feine Liköre aus heimischem Obst: unter www.landbrennerei-kleinhenz.de findet man alle weiteren Informationen, falls man bei einem Besuch in der Rhön einen Abstecher zur Familienbrennerei machen möchte. Und auch neben den „hochprozentigen“ kulinarischen Erlebnissen hat das „Land der offenen Fernen“ allerhand zu bieten – die beliebte Wander- und Radregion ist geprägt durch die einzigartige Landschaft des UNESCO-Biosphärenreservats und überzeugt darüber hinaus durch romantische Städtchen und wohltuende Entspannung in den Heilbädern: www.rhoen.info. Für die Anreise in das Urlaubsgebiet bieten sowohl Bahn als auch Bus eine bequeme Alternative – weitere Details unter www.rhoen.info/oepnv.

Klaus Dorsch

Verfasst von Klaus Dorsch
am 2. Juni 2023 unter Allgemein, Genießerland Franken, Hausbesuche Franken, Nachhaltiges Franken mit den Schlagwörtern Brennerei, Genuss, Nachhaltigkeit, Rhön.

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