Fränkisches Seenland: Am Puls des Glaubens

Vom fränkischen Urkloster zur ökumenischen Bildungs- und Begegnungsstätte: Das Kloster Heidenheim im Fränkischen Seenland hat eine bewegte Geschichte – und blickt einer spannenden Zukunft entgegen. Das zeigt ein Besuch bei Geschäftsführer Reinhold Seefried.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Die Vielfältigkeit der Region ist mir erst bewusst geworden, als ich anfing beruflich als Redakteurin nach Franken zu reisen. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute begebe ich mich mit Reinhold Seefried auf eine Erkundungstour durch die Geschichte des Klosters Heidenheim.

Tief dröhnt der Schlag der großen Pendeluhr durch den Kreuzgang. Sie klingt fast wie der Herzschlag des Klosters. „Der Kreuzgang“, ist Reinhold Seefried überzeugt, „strahlt Ruhe aus und gibt so auch Menschen etwas, die an gar nichts glauben.“ Deshalb ist das Kloster Heidenheim auch offen für alle.

Das Kloster liegt mitten im Fränkischen Seenland, das weithin für seine sieben Seen bekannt ist. Einer von ihnen ist der Hahnenkammsee – das erste durch die Anlage von Stauseen geschaffene Gewässer in der Urlaubslandschaft. Ganz in der Nähe des Hahnenkammsees bildet Kloster Heidenheim eine Art kulturelles „Gravitationszentrum“: Die Gläubigen kommen hierher zum Gottesdienst, sie feiern zusammen Taufen oder Hochzeiten. Das Kloster ist gleichzeitig Anlaufstelle für Pilger und Touristen; auch Seminare und Tagungen finden hier statt. Auf diese Weise gibt das Kloster Impulse über die Region hinaus – und das war schon im 8. Jahrhundert so.

© Kloster Heidenheim

Heidenheim gehört zu den fränkischen Urklöstern und wurde im Jahr 752 von Wunibald, einem angelsächsischen Missionar, gegründet. Dass es zu einem Ausgangspunkt der Christianisierung für ganz Franken wurde, ist aber auch Wunibalds Schwester Walburga zu verdanken. Sie übernahm nach seinem Tod die Leitung und machte Heidenheim zum ersten Doppelkloster – einem Kloster für Mönche und Nonnen – auf dem europäischen Kontinent. Noch heute ist Walburga eine Inspirationsquelle, etwa für den regionalen Künstler Ernst Steinacker, dessen Bilder und Skulpturen im Kloster zu sehen sind.

Auch Reinhold Seefried bezeichnet sich als „Walburga-Fan“. Ihre Wirkungsstätte lag in Heidenheim, ihre Gebeine aber ruhen woanders. Bereits im 9. Jahrhundert ließ ein geschäftstüchtiger Bischof diese nach Eichstätt bringen, wo sich das Kloster St. Walburg zu einem bedeutenden Wallfahrtsort entwickelte. Doch trotz dieses „Reliquienraubs“ sind die Beziehungen zwischen dem Bistum Eichstätt und dem Kloster heute bestens.

„Wir verbinden Körper, Geist und Seele.“

Reinhold Seefried

Nach Walburgas Tod verlor Heidenheim für eine Weile an Bedeutung, bis es im 12. Jahrhundert als Benediktinerkloster neu gegründet wurde. Aus dieser Epoche stammt das eindrucksvolle romanische Münster. Im 16. Jahrhundert setzte die Reformation dem Klosterleben ein Ende. Die Gebäude wurden mal als Ämter, mal als Wohnungen genutzt, bis der Freistaat Bayern das sanierungsbedürftige Kloster 2006 schließlich zum Verkauf anbot. Doch dazu sollte es nicht kommen. Stattdessen gründeten die Gemeinde und das evangelische Dekanat den Zweckverband Kloster Heidenheim, um den alten Mauern neues Leben einzuhauchen und Walburgas Erbe würdig weiter zuführen – in Form einer 2019 eröffneten ökumenischen Bildungs-und Begegnungsstätte mit interaktiver Ausstellung.

© Kloster Heidenheim

Dass dieser Plan in die Tat umgesetzt wurde, ist vielen Bürgern und Bürgerinnen aus Heidenheim und Umgebung zu verdanken. Reinhold Seefried selbst kam sehr früh als Unterstützer des Projekts dazu. So war er Gründungsmitglied der Bürgerinitiative „Pro Kloster Heidenheim“ und ab 2017 Geschäftsführer der Klosterbetriebe Heidenheim GmbH. Seine zahlreichen Aufgaben reichen vom Programmieren der Webseite bis zur Zusammenstellung der Speisekarte des Klostergasthofs. Letzterer ist von den Klosterbauten nur durch eine Straße getrennt. In den gemütlichen Stuben und im großen Biergarten lässt man sich die regionalen Spezialitäten aus dem Fränkischen Seenland schmecken, die dank eines „Kulinarischen Kalenders“ immer der jeweiligen Jahreszeit angepasst sind – zum Beispiel mit fangfrischem Fisch, bei den Lammwochen oder den „Heidenheimer Schwammerl-Wochen“.

Darüber hinaus bietet der Klostergasthof, dessen Realisierung nur durch die Unterstützung der Investoren Familie Nürminger möglich war, auch gemütliche Zimmer; das schätzen zum Beispiel Pilger:innen sehr. Schließlich führen der „Ökumenische Pilgerwanderweg Eichstätt-Heidenheim“, der „Jakobsweg Nürnberg-Oettingen“ sowie seit 2021 auch die Radroute des „Jakobswegs“ direkt zum Kloster, das auch ein Pilgerbüro beherbergt.

© Carolin Hofmann

Nicht nur Pilgernde zieht es nach Heidenheim, das vielfältige Kurs- und Seminarprogramm spricht ganz verschiedene Menschen an. „Unser oberstes Ziel“, betont Reinhold Seefried, „ist es, die Besucher positiv zu überraschen“. Das gelingt auch im Klosterladen, der neben Religiösem viele besondere Spezialitäten anbietet. Dazu gehört das süffige Klosterbier, das in Zusammenarbeit mit der Fürst Carl Schlossbrauerei Ellingen aus heimischen Zutaten hergestellt wird, aber auch der Walburga-Kräuterlikör oder der Hahnenkamm-Gin mit regionaler Bärlauchnote. In Heidenheim bekommen Gäste also nicht nur spirituelle Impulse im Museum und bei Seminaren, sondern erleben auch Genussmomente. Oder wie Seefried es ausdrückt: „Wir verbinden Körper, Geist und Seele.“

Wer nun neugierig geworden ist auf das süffige Klosterbier und selbst gerne die Leckerbissen des Klosterladens kosten möchte, der findet unter www.kloster-heidenheim.eu alle weiteren Infos rund um das Kloster Heidenheim. Die Urlaubsregion Fränkisches Seenland hat neben dem Kloster und seiner Geschichte ein vielfältiges Angebot an Freizeitaktivitäten zu bieten: Über sonnigen Badespaß an einem der sieben Seen, gemütlichen Radtouren entlang der Gewässer oder Erkundungstouren auf den Spuren der Römer kann man sich unter www.fraenkisches-seenland.de/ informieren. Durch die gute Anbindung an Bus- und Bahnstreckennetze ist die Region bequem mit dem ÖPNV zu erreichen – weitere Informationen hierzu unter www.fraenkisches-seenland.de/anreise/.

Barbara Keil

Verfasst von Barbara Keil
am 13. Januar 2023 unter Allgemein, Hausbesuche Franken mit den Schlagwörtern Fränkisches Seenland, Geschichte, Kultur.

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