Vom Bachufer zum Badestrand: Der Wandel des Fränkischen Seenlands

1970 gab der Bayerische Landtag grünes Licht für ein Jahrhundertprojekt – den Bau des Fränkischen Seenlands. Geplant, um die trockenen Gebiete Frankens besser mit Wasser zu versorgen, sind die Seen 50 Jahre später vor allem eine vielseitige Urlaubslandschaft.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Doch erst als ich vor einigen Jahren anfing, als Redakteurin beruflich nach Franken zu reisen, ist mir klar geworden, wie unglaublich vielfältig die Region ist. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Diesmal führt mich mein Weg ins Fränkische Seenland zu Marcus Wilken und seinem ganzen Stolz: der „MS Brombachsee“.

Ein tiefblauer See, eingerahmt von Stränden und grünen Liegewiesen, ein Hafen, in dem neben Segelbooten schwimmende Ferienhäuser vor Anker liegen: Wer am Ramsberger Aussichtspunkt bei Pleinfeld den Blick über den Brombachsee schweifen lässt, hat ein Urlaubsparadies vor Augen. 1970 war die Aussicht noch eine ganz andere. Damals lagen im Tal Felder, Wiesen und die Mühlen am Brombach.

Alles über die Entstehung der insgesamt sieben Seen dieser Urlaubslandschaft erfahren Besucher und Besucherinnen des Seenland Informationszentrums in der Mandlesmühle bei Pleinfeld, die als einzige der Brombach-Mühlen erhalten geblieben ist. Kaum zu glauben, aber die Chance auf Badespaß und Wassersport im Süden Frankens spielte bei den Planungen zum Bau des Fränkischen Seenlands nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ging es darum, Wasser aus dem Hochwassergebiet der Altmühl in den vergleichsweise trockenen Norden Bayerns überzuleiten. So entstanden der Altmühlsee, der Rothsee sowie der Große Brombachsee mit seinen Vorsperren Kleiner Brombachsee und Igelsbachsee. Hahnenkamm- und Dennenloher See, die nicht zur Wasserüberleitung genutzt werden, machen die Seenlandschaft komplett.

© Fränkisches Seenland/Florian Trykowski

Die insgesamt rund 19 Quadratkilometer Seefläche im Fränkischen Seenland bieten heute auf alle Fälle viel Platz zum Segeln, Surfen, Stand-Up-Paddeln, Kanufahren, Wakeboarden, Schwimmen und – auf dem Großen Brombachsee und dem Altmühlsee – sogar für Ausflugsschiffe. Von Anfang an spielte auch der Naturschutz eine Rolle. So nimmt das Naturschutzgebiet Vogelinsel im Altmühlsee beinahe die Hälfte der Wasserfläche ein. Naturentdecker und -entdeckerinnen beobachten hier teils seltene Wasser- und Zugvögel. Weitblick bewiesen die Politiker und Politikerinnen, als sie schon im Landtagsbeschluss festlegten, dass die Seeufer – anders als bei vielen anderen bayerischen Seen – frei zugänglich sein sollten. Diese Offenheit zeichnet das Fränkische Seenland bis heute aus. Rundwege für Radler und Spaziergängerinnen führen an den Seeufern entlang, Biergärten, Cafés und Lounges bieten freien Blick aufs Wasser. Badegäste finden neben belebten Stränden und Seezentren auch ruhige Liegewiesen, Surf-Ufer machen Wassersportlern und -sportlerinnen den Einstieg einfach. Und auch abseits der Seen überzeugt die Region mit gut ausgebauten Wander- und Radwegen und einer Kultur, in der Römer, mittelalterliche Herrscher und der Adel des Barock ihre Spuren hinterließen: Das Fränkische Seenland ist einfach ein Urlaubsparadies für alle.

© Marcus Wilken

Marcus Wilken hält als Co-Betriebsleiter der „Erlebnisschifffahrt Brombachsee“ das Flaggschiff des Fränkischen Seenlands auf Kurs: die „MS Brombachsee“. Im Interview erzählt der gebürtige Niedersachse, der schon einige Seen und Meere befahren hat, von den spannenden und entspannten Seiten seines Jobs.

Herr Wilken, wo ist für Sie der schönste Platz im Fränkischen Seenland?

Marcus Wilken: „Für mich ist der schönste Platz im Steuerhaus der ,MS Brombachsee’, frühmorgens, wenn es noch ruhig ist. Dann kann ich ganz entspannt durchgehen, was den Tag über alles ansteht.“

Mit der Ruhe ist es wahrscheinlich schnell vorbei, wenn erstmal die Gäste an Bord kommen…

Marcus Wilken: „Natürlich ist an Bord einiges los, vor allem an den Sommerwochenenden und bei Veranstaltungen. Aber zum Glück sind unsere Gäste sehr entspannt und die Stimmung unter den Mitarbeitenden an Bord ist gut. Das liegt auch daran, dass das Fränkische Seenland eine so entspannte Region ist.“

Heute ist der Brombachsee ein quirliges Urlaubsparadies mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten. Wie sah es hier aus, als Sie zum ersten Mal in die Gegend kamen?

Marcus Wilken: „Damals hatte die Flutung des Großen Brombachsees erst begonnen. Man brauchte schon viel Fantasie und auch Mut, um sich vorzustellen, dass der Tourismus hier einmal so Einzug halten würde. Aber Roth- und Altmühlsee zeigten ja schon, dass es funktionieren konnte.“

Ihre Frau und Sie brachten ein neues Freizeitangebot mit an den See, die „MS Brombachsee“. Was macht das Schiff so besonders?

Marcus Wilken: „Von der Architektur her ist unser Trimaran unvergleichlich. Die ,MS Brombachsee’ ist groß und breit und dadurch sehr weitläufig. Man kann viel machen mit diesem Schiff – von Linienfahrten bis hin zu verschiedensten Veranstaltungen.“

Stellt es die Schifffahrt vor besondere Herausforderungen, dass der Brombachsee ein Wasserspeicher mit wechselndem Wasserstand ist?

Marcus Wilken: „Das Schiff ist so gebaut, dass wir bei jedem Wasserstand fahren können. Auch das Anlegen ist kein Problem, da wir keine Stege brauchen. Wir lassen einfach die Bugklappe herunter. Der Einstieg ist dadurch einfach und komfortabel – besonders auch für mobilitätseingeschränkte Passagiere wie Rollstuhlfahrer:innen und Menschen mit Rollatoren oder Familien mit Kinderwagen. Auch an Bord sind dank unseres Panoramaaufzugs alle drei Decks bequem zu erreichen. Das schätzen unsere Gäste sehr.“

Neben den Linienfahrten von April bis Anfang November gibt es jede Menge Veranstaltungen an Bord. Die Bandbreite reicht von Yoga über Sonntagsbrunch-Fahrten und Familien-Erlebnistage bis zu Krimi-Dinners und After-Work-Partys.

Marcus Wilken: „Und wir haben noch neue, spannende Ideen, die wir in den kommenden Jahren umsetzen möchten. Wir hören oft von unseren Gästen: Wir kommen wieder, hier gibt‘s immer was Neues zu entdecken!“

Haben Sie einen Tipp, was man sich nicht entgehen lassen sollte?

Marcus Wilken: „Für mich sind jedes Jahr die ,Magischen Momente Brombachsee‘ mit der Lasershow und dem Programm an den Anlegestellen am schönsten. Besonders erlebnisreich sind aber auch die verschiedenen Partys an Bord, die für jeden Geschmack etwas bieten.“

Wen es nun auch an einen der herrlichen Freizeitseen des Fränkischen Seenlands zieht, der findet umfassende Informationen unter www.fraenkisches-seenland.de. Die Seen, Orte und Städtchen der Urlaubsregion sind durch die verschiedenen Bahnhöfe des Gebiets gut angebunden, im Sommer verkehren darüber hinaus die Freizeitlinien des VGN im Seenland. Da die Wasserflächen der Seen empfindliche Ökosysteme mit seltenen Tier- und Pflanzenarten darstellen, sei an dieser Stelle noch auf angemessenes Verhalten in der Natur verwiesen.

Barbara Keil

Verfasst von Barbara Keil
am 8. Juli 2022 unter Familienland Franken, Hausbesuche Franken mit den Schlagwörtern Familie, Fränkisches Seenland, See, Seen.

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