Schönheit aus dem Märchenschloss im Spessart-Mainland

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Jedes Kind kennt diese Zeilen aus dem Grimmschen Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen. An Anziehungskraft hat es bis heute nichts verloren. In Lohr am Main im Spessart-Mainland schlüpfen deshalb junge Frauen regelmäßig in die Rolle dieser wunderschönen Märchenfigur.

Hallo, mein Name ist Caro Feller, ich wohne in Ingolstadt im Süden des Naturpark Altmühltal, komme aber ursprünglich aus der Nähe von Aschaffenburg und habe in Erlangen studiert – bin also eine waschechte Fränkin. Deshalb bin ich auch als Redakteurin so gerne draußen in Frankens wildromantischer Natur, quirligen Städten und idyllischen Orten unterwegs und schreibe über spannende Begegnungen mit sympathischen und liebenswerten Menschen.

Mit den „Hausbesuchen“ begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute lerne ich das Schneewittchen aus Lohr am Main kennen.

Die Haut weiß wie Schnee, die Lippen rot wie Blut und das Haar schwarz wie Ebenholz – das kann nur Schneewittchen sein! In ihrem Gewand mit blauem Mieder, gelbem Rock, weißer Bluse und roter Schleife taucht Julia La Ferla in die Märchenwelt der Gebrüder Grimm ein und nimmt Besucher der Schneewittchenstadt Lohr am Main mit auf ihre Reise ins 18. Jahrhundert.

Eine Frage vorweg: Welcher Ort eignet sich besser für eine Reise in die Vergangenheit als das „Spessarttor“ Lohr am Main? Inmitten der herrlichen Spessartwälder befindet sich die romantische Fachwerkstadt, die bis heute ihren liebenswerten Charakter bewahrt. Zahlreiche Restaurants und Cafés laden hier Tagesausflügler, Wanderer und Radtouristen zum Verweilen ein. Die Urlaubsregion Spessart-Mainland ist ein Ort für Genießer und Erholungssuchende, an dem die Spuren der Vergangenheit noch heute spürbar sind.

„Ich bin Freifräulein Maria Sophia Margaretha Catharina von Erthal. 1725 kam ich im Lohrer Schloss zur Welt und wuchs dort mit meinen beiden Brüdern auf“, stellt sich sodann Julia La Ferla den Gästen bei der „Schneewittchen-Begrüßung“ am Schlossplatz vor: „Als meine Mutter früh verstarb, suchte sich mein Vater eine neue Gemahlin. Meine Stiefmutter Claudia Elisabeth war hochmütig und neidisch. Das war nicht einfach für mich.“

Julia La Ferla hingegen macht es Spaß, Schneewittchen zu sein. „Ich darf tolle Kostüme tragen und die Stadt Lohr am Main repräsentieren. Das Schönste ist aber, Kinder und Erwachsene mit meinen Auftritten zu begeistern“, erzählt sie strahlend. Bei der Märchenstunde im Schloss zum Beispiel liest sie Kindern aus dem großen Grimmschen Märchenbuch vor. Ihre Zuhörer lauschen gebannt und wissen auf ihre Frage, wer denn noch fehle, sofort die Antwort: die Zwerge natürlich! Deshalb dürfen die Kinder sich Schürzen umbinden und Zipfelmützen aufsetzen, um selbst zum Zwerg zu werden.

Schneewittchen und die sieben Zwerge
© Stadt Lohr a.Main

Zwischen Märchenwelt und Wirklichkeit

Ihrerseits wollen die Kinder nun auch etwas wissen – wo Schneewittchen schläft zum Beispiel. „Mein Zimmer ist oben im Schlossturm“, sagt Julia dann. Vor allem aber interessiert sie, warum Schneewittchen ausgerechnet aus Lohr am Main kommt. Den „fabulologischen Beweis“ dazu lieferte 1986 der Lohrer Apotheker und Heimatforscher Dr. Karlheinz Bartels. Er verglich die Begebenheiten im Märchen mit der Lohrer Stadtgeschichte und stellte zahlreiche Parallelen fest. Gar nicht so abwegig: Die Brüder Grimm lebten nicht weit von Lohr am Main entfernt und hatten bestimmt auch vom Freiherrn Philipp Christoph von Erthal und seiner Familie gehört.

Als Direktor der Lohrer Spiegelmanufaktur hatte der Freiherr seiner zweiten Frau einen Spiegel geschenkt, geziert von dem Spruch „Sie ist so schön wie das Licht“. Dem Märchen-Schneewittchen wurde ein Spiegel sogar zum Verhängnis: „Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist noch tausendmal schöner als Ihr“, bekam die eitle Stiefmutter von ihm zu hören. Es half nichts, Schneewittchen musste vor ihr fliehen, durch den Wald und über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Auch hier finden sich Parallelen zu Lohr am Main: in Form der Spessartwälder, der „Wiesener Straße“ über die Berge sowie des kleinen Ortes Bieber. Dort wohnten Bergwerksarbeiter, die von der schweren Arbeit in den Bergstollen gebückt gingen und zum Schutz gegen herabfallende Steine Kapuzen und Überwürfe trugen. Damit sahen sie Zwergen zum Verwechseln ähnlich.

Gebückt von der Arbeit im Bergwerk

Selbst das junge Freifräulein entsprach in seinem Aussehen der Beschreibung Schneewittchens ziemlich genau. Wie die Märchenprinzessin hat auch Julia La Ferla lange dunkle Haare; für das passende, aufwendig gearbeitete Kostüm sorgt Vera Nätscher. Die Lohrer Schneidermeisterin machte der Stadt die Entwürfe zum Geschenk und hat große Freude am Gestalten der besonderen Kleider.

„Die Rolle muss man fühlen!“

Julia La Ferla

Für junge Lohrer Frauen sind die schönen Gewänder nur ein Anreiz von vielen. „Seitdem ich in Lohr und Umgebung als Schneewittchen unterwegs sein darf, bin ich viel offener und selbstbewusster geworden“, verrät Julia La Ferla. Sie taucht ganz und gar in Schneewittchens Leben ein, um den Charakter authentisch zu verkörpern. „Die Rolle muss man fühlen!“, ist sie sich sicher.

Wie gut Julia das gelingt, zeigen ihre Auftritte. Bei der „Schneewittchen-Begrüßung“ etwa erzählt sie die Familiengeschichte der Erthals und verteilt Äpfel an alle – garantiert unvergiftet! Sind die Zwerge nicht dabei, erkundigen sich auch die Erwachsenen nach deren Verbleib. „Heute ist Sonntag, da haben sie frei“, antwortet Julia spontan.

Kleine Besucher – großes Glück

Beim Besuch des Spessartmuseums im Lohrer Schloss, in dem es ein Schneewittchenzimmer gibt und der „sprechende Spiegel“ hängt, erobert Julia La Ferla mit ihrer charmanten Art schnell die Herzen der Kinder. „Ich kenne dich, du bist das Schneewittchen“, sagt ein kleines Mädchen fasziniert, stellt ihr stolz den kleinen Bruder vor und plaudert fröhlich drauf los. Julia ist ebenfalls angetan: „Genau dafür lohnt es sich, Schneewittchen zu sein: Allein durch mein Auftreten schaffe ich es, so viele Menschen glücklich zu machen!

Wer nun neugierig darauf geworden ist, das Schneewittchen aus Lohr im Spessart-Mainland einmal selbst kennenzulernen und in den Genuss einer ihrer leckeren Äpfel kommen möchte, der findet alle weiteren Informationen unter www.lohr.de. Die romantische Fachwerkstadt Lohr am Main ist aufgrund der zentralen Lage gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Es verkehren stündlich Züge Richtung Aschaffenburg oder Würzburg.

Caro Feller

Verfasst von Caro Feller
am 25. Februar 2022 unter Allgemein, Hausbesuche Franken, Kultur in Franken mit den Schlagwörtern Führung, Geschichte, Kultur, Spessart-Mainland.

Beteilige dich an der Unterhaltung

    Ich bin ein grosser Fan von schneewittchen das freut mich das du über sie schreibst lg carmen seils

      Avatar
      Tourismusverband Franken e.V.20. Juli 2022 um 12:43 Uhr

      Hallo Carmen,

      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Unser Lohrer Schneewittchen ist schon etwas ganz Besonderes und wir würden uns über deinen Besuch in Lohr freuen!

      Schaue dir doch bis dahin gerne auch die Blogeinträge aus den anderen fränkischen Regionen an und stöbere dich durch unser märchenhaftes Franken!

      Liebe Grüße
      Das Team des Tourismusverband Franken

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