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Kulturzentrum Franck-Haus

Das Franck-Haus ist neben der ehrwürdigen Pfarrkirche St. Laurentius Marktheidenfelds größte kunstgeschichtliche Sehenswürdigkeit. 

Franz Valentin Franck (1702 - 77), ein reicher Weinhändler und Kaufmann mit weitgespannten Handelsbeziehungen, errichtete 1745 diesen Bau, indem er zwei vorhandene Fachwerkhäuser zur Straße und zum Hof hin verbreiterte und mit der Überbauung der Hofzufahrt zu einem Gebäude verband. Seit dieser Zeit wird das Gebäude vor allem von der Schaufassade geprägt. 

Die um den Innenhof angeordneten Gebäude dienten im Erdgeschoßbereich den unterschiedlichen Nutzungen eines Weinhandelsbetriebs, die Räume darüber wurden überwiegend zu Wohnzwecken genutzt. Vom Hof aus ist der alte Weinkeller erreichbar. Um 1767 veräußerte Franz Valentin Franck sein Anwesen. Nicht gesichert ist, ob noch vor 1767 oder erst unter seinen unmittelbaren Besitznachfolgern, den Familien Schatz, Firmbach und Schulz, der Festsaal im ersten Stock umgestaltet wurde. 

Der Weinhändler Johann Georg Andreas Schulz (1735 - 1809) verdient unter auf Franz Valentin Franck folgenden Eigentümern besondere Erwähnung. Mit ihm verbindet sich nämlich die Überlieferung, in diesem Haus sei die Sektherstellung in Deutschland erfunden worden.

Hofzufahrt
Den Durchgang zum Innenhof zieren zwei Deckengemälde; sie huldigen Ceres und Bacchus, der Göttin des pflanzlichen Wachstums und dem Gott des Weines. Am Rundbogen des Kellereingangs wie im Innenhof finden sich in unterschiedlicher Ausführung Monogramme des Bauherrn. 

Schaufassade
Die Mitte der Fassade wird betont vom rundbogigen Tor, das den Zugang zum Innenhof ermöglicht, von der reicher ausgestalteten Mittelpartie und vom Zwerchgiebel. Die Scheitelsteine der Fenster in der Erdgeschoßzone symbolisieren rechts vom Rundbogen die Jahreszeiten, links - weniger deutlich - die damals allgemein bekannten vier Erdteile. Aufrechtstehende, dem Betrachter zugewandte Löwen halten auf den Kämpfern des Torbogens ovale Schilde in ihren Klauen; darauf sind das Erbauungsjahr 1745 und die Initialen des Bauherrn, FVF, verzeichnet. 

Der Scheitelstein des Rundbogens zeigt ein Wappenschild mit bewulstetem Helm und einem Lamm als Helmzier; ein Lamm mit Kreuzesfahne bildet die Wappenfigur. Oft wird dieses Zeichen als Zunftzeichen der Metzger verwendet; warum es sich an diesem Haus befindet, bleibt unklar. Darüber steht unter einem Baldachin auf einem Stuckpodest, aus der Wand hervortretend und zugleich in eine Muschelnische einbezogen, die reich bewegte Sandsteinfigur der Maria Immaculata. Umrahmt von einem Sternenkranz hält die Madonna ein Lilienzepter in der Rechten; sie steht auf der Erdkugel und zertritt der Schlange, dem Symbol der Erbsünde, den Kopf.

Weinkeller
Der Keller mit seinen großen Weinfässern ist am Zugang mit der Jahreszahl 1620 als ältester sichtbarer Teil des Anwesens gekennzeichnet. Zwei Scheitelsteine an der Treppe verweisen mit den Besitzermonogrammen auf die Besitzgeschichte des Hauses, das in außergewöhnlicher Form zusammengestellte FVF von 1737 verweist auf Franz Valentin Franck, auf den Schiffer Johann Marcus Schatz verweist das MS mit dem Berufszeichen von 1772.

Das Franck-Haus vor der Sanierung
Über eine ganze Reihe von Eigentümern kam das Franck-Haus schließlich 1987 in den Besitz der Stadt. In engem Kontakt mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde nach sorgfältiger Untersuchung des Gebäudes 1989 im Juli 1994 die Sanierung eingeleitet, die mit der Übergabe des Hauses am 7. März 1998 abgeschlossen wurde. Wiedergewonnen wurde mit der Sanierung der links vom Festsaal gelegene rote Salon mit einem feinen Stuck. Mit der Renovierung wurde die smalteblaue Farbe der Fassade wiederhergestellt, die schon zur Erbauungszeit als die teuerste damalige Farbe die Aufmerksamkeit der Betrachter erregen sollte. 

Kulturelles Zentrum der Stadt Marktheidenfeld
Das Franck-Haus hat sich seit seiner Sanierung zu einem kulturellen Zentrum der Stadt Marktheidenfeld entwickelt. Hier finden regelmäßig Kunstausstellungen und über das Jahr verteilt Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen statt. Der Festsaal wird hauptsächlich für Trauungen, aber auch für Empfänge der Stadt genutzt. 

Im rechten Vordergebäude im oberen Stockwerk befinden sich der Galeriebereich und der Festsaal. Darüber befinden sich Mietwohnungen. Die Räume im rückwärtigen Bereich des Franck-Hauses werden auf drei Ebenen gleichfalls für wechselnde Ausstellungen genutzt. Ebenso im hinteren Gebäudeteil hat die "Franck-Stube" ihren Platz, ein Kaffeehaus mit selbstgemachten Kuchen und Torten. 

Zudem laden lauschige Plätze im Innenhof und im Garten zum Verweilen und Genießen ein. Der alte Gewölbekeller, die "Sektwiege", wird hauptsächlich von der Gastronomie genutzt. Auch der Historische Verein Marktheidenfeld und Umgebung e.V. und die Stadt nutzen den Weinkeller für besondere Ereignisse.

Kulturzentrum Franck-Haus (Marktheidenfeld, Spessart-Mainland)