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Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau

Wer den Ort Lichtenberg im Landkreis Hof in Richtung Lobenstein verlässt, erblickt am Straßenrand den Eingang zu einer imposanten Villa, umgeben von einer großen Parkanlage. Seit 1982 ist das idyllisch gelegene Haus eine Internationale Musikbegegnungsstätte, getragen vom Bezirk Oberfranken.

Erbauen ließ es der seinerzeit weltberühmte Geiger Henri Marteau (1874–1934) in den Jahren 1912/13.

Marteaus außergewöhnliches Talent war früh erkennbar. Als Fünfjähriger erhielt der Deutschfranzose ersten Unterricht, als Zehnjähriger debütierte er in seiner Heimatstadt Reims vor 2.000 Zuhörern und wurde frenetisch gefeiert. Seine glanzvolle Karriere führte ihn nach Genf, wo er mit nur 26 Jahren Professor am Conservatoire de Musique wurde. Höhepunkt seiner musikalischen und pädagogischen Laufbahn war schließlich die Berufung zum Violinprofessor an die Hochschule für Musik in Berlin im Jahr 1908.

Künstlerfreundschaften verbanden ihn unter anderem mit Max Reger, Peter Tschaikowsky und Antonín Dvořák. Über 50 Jahre füllte Marteau mit seinem meisterhaften Violinspiel Konzertsäle auf der ganzen Welt – in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten gab der Violinvirtuose mehr als 3.000 Konzerte. 

1911 kam Marteau auf Einladung eines Freundes nach Lichtenberg. Der damals weltberühmte Geiger Marteau war begeistert von der herrlichen Mittelgebirgslandschaft und schuf sich am Ortsrand an der Lobensteiner Straße einen Sommersitz. Der Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 wurde zum tragischen Wendepunkt im Leben des Violinvirtuosen: Marteau wurde als französischer Reserveoffizier verhaftet, obwohl er sich wiederholt zur deutschen Kultur bekannt hatte. Seine Karriere litt stark, denn als Deutschfranzose war er in Deutschland nationalistischen Anfeindungen ausgesetzt, stand unter Verdacht, ein französischer Spion zu sein. In Frankreich wiederum galt er als Deutscher. 

Nach Ende des Krieges wurde die Lichtenberger Villa zum Hauptwohnsitz der Familie Marteau. Bis zu seinem Tod im Jahr 1934 unterrichtete Marteau dort Schüler aus aller Welt. Außerdem hatte er Professuren in Prag, Leipzig und Dresden inne. 

Der Bezirk Oberfranken erwarb das Haus und schuf darin die Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau mit jährlich rund 40 Meisterkursen für fast alle Instrumentengattungen.

Haus Marteau (Lichtenberg, Frankenwald)

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