Mit dem Ranger durch das Romantische Franken
Als Ranger hat Benjamin Krauthahn einen besonders abwechslungsreichen Arbeitsplatz: Immer wieder aufs Neue begeistert ihn der Naturpark Frankenhöhe im Romantischen Franken mit seinem Artenreichtum. Vor allem die kleinen Tiere üben auf ihn eine große Faszination aus – weshalb, erklärt er bei Führungen und Naturerlebnisaktionen.

Wenn man Wein mit Familiennamen (und Sisi mit Vornamen) heißt, passt es wunderbar, wenn man über den Frankenwein schreiben darf. Und über Frankens kulinarische Besonderheiten. Über Natur, Traditionen und Kultur. Und nicht zuletzt über unglaublich spannende und gastfreundliche Menschen, die das Urlaubsland so besonders machen. Das tue ich nun, seitdem ich vor rund 20 Jahren als Journalistin vom Bayerischen Wald in den Naturpark Altmühltal gezogen bin.
Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Mein heutiger Besuch führt mich ins Romantische Franken – in die faszinierende Welt des Naturpark-Rangers Benjamin Krauthahn.

Gerade hat ein Grashalm auf der Colmberger Streuobstwiese die Aufmerksamkeit von Benjamin Krauthahn auf sich gezogen. Darauf sitzt ein Buntkäfer, dessen rotschwarze Flügel in der Sonne leuchten. Keine drei Zentimeter tiefer klebt am Halm noch der blasse, feingewebte Kokon, aus dem der Käfer eben geschlüpft ist. Um solch kleine Wunder der Natur zu sehen, ist ein Spaziergang mit einem der drei Naturpark-Ranger genau richtig.

Der Weg zu diesen Wundern ist für Benjamin Krauthahn sehr kurz. Von der Ranger-Zentrale in der alten Colmberger Schule sind es keine fünf Minuten Fußweg hinauf auf die steile Streuobstwiese am Colmberger Ortsrand. Von dort bietet sich ein fantastischer Ausblick über alle Lebensräume des Naturparks Frankenhöhe und damit über artenreiche Magerrasen, Wälder, Wiesen, alte Hutungen sowie die Quellgebiete von Altmühl, Rezat und Aisch. „Diese vielen Lebensräume mit ihrer Artenvielfalt machen den Reiz der Frankenhöhe aus“, begeistert sich Benjamin Krauthahn. Sie zu erhalten, gehört zu den Hauptaufgaben der Naturpark- Ranger.

Seit 2019 ist Benjamin Krauthahn, der aus dem nahen Rothenburg ob der Tauber stammt, als Ranger in der Frankenhöhe unterwegs. Damit gehörte er zu den ersten Naturpark-Rangern in Bayern überhaupt. Gefördert wird seine Stelle zu 90 Prozent vom Bayerischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Studiert hat Benjamin Krauthahn, dem die langen blonden Dreadlocks weit über den Rücken seiner Ranger-Uniform reichen, Forstwirtschaft. „Das hat Spaß gemacht, aber noch mehr mag ich es, Wissen zu vermitteln“, erinnert er sich. Deshalb setzte er sein Studium mit einem Master in „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ fort und arbeitete danach in einem Bergwaldprojekt in der Schweiz: „Mich hat’s aber wieder nach Hause gezogen. Als ich dann die ausgeschriebene Ranger-Stelle entdeckt habe, hatte ich sofort erhöhten Puls und wusste, das will ich.“
Tierische Helfer für die Artenvielfalt
Daran hat sich bis heute nichts geändert: „Wir Ranger haben einen Traumjob“, so Benjamin Krauthahn mit Nachdruck, „und diese schöne Landschaft ist mein Büro“. Dieses „Büro“ teilt er sich mit jeder Menge tierischer „Mitarbeiter“. Gleich neben den Obstbäumen weidet eine Schafherde, die mit lautstarkem Blöken auf sich aufmerksam macht. „Das Frankenhöhe- Lamm ist enorm wichtig für die Biodiversität“, betont der Ranger. „Zum einen verhindern die Schafe, dass die steilen Magerrasen zuwuchern und so wertvoller Lebensraum verloren geht, zum anderen transportieren die Wanderherden in ihrem Fell Samen von einem Ort zum anderen.“

Enthusiastisch erzählt Benjamin Krauthahn von allem, was in der Frankenhöhe wächst, kreucht und fleucht. Je kleiner die Tiere, umso größer wird seine Bewunderung. „Viele kleine Tiere werden absolut unterschätzt“, so der Ranger, „doch für mich sind sie total spannend. Zum Beispiel der Ameisenbläuling: Dieser Schmetterling lässt sich als Larve von Ameisen in deren Nest tragen, indem er sie mit einem speziellen Duft besticht. Dort angekommen, frisst er dann die Ameisenlarven. Das ist eine richtig perfide Strategie“. Viel Aufmerksamkeit widmet er außerdem Laubfröschen und Gelbbauchunken. Das Monitoring dieser Arten – also die Dokumentation ihrer Population – ist ein weiteres Aufgabengebiet der Ranger im Naturpark Frankenhöhe, ebenso wie die Betreuung und Digitalisierung der Wanderwege.
Unterschätzte Winzlinge
Ein wichtiges Handlungsfeld ist zudem die Bildungsarbeit, die Benjamin Krauthahn sehr am Herzen liegt. Jedes Jahr stellt der Naturpark ein umfangreiches Programm mit Führungen und Naturerlebnisaktionen für Kinder und Erwachsene auf die Beine. Ganz neu ist außerdem die „Frankenhöhe-App“ mit Audiotouren und Entdeckertouren, die Kinder und Jugendliche mit dem Naturpark bekannt machen. „Unsere Aufgabe als Ranger ist es, für die Teilnehmer die Besonderheiten des Naturparks herauszuarbeiten“, erklärt Benjamin Krauthahn, „dann sorgt eine Führung mit dem Ranger für jede Menge Aha-Erlebnisse“.

Dazu gehört es auch, die Natur aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Zur Verdeutlichung zeigt Benjamin Krauthahn auf einen abgestorbenen Eichenbaum: auf das Totholz, wo ein Specht sich seine Höhle eingerichtet hat, oder auf den Mulm, der Generationen von Eremiten-Käfern ernährt. „Der Baum ist tot, aber eigentlich voller Leben“, erklärt er. „So etwas bei Führungen vermitteln zu dürfen, ist für mich eine sehr schöne Aufgabe.“
Der Naturpark Frankenhöhe macht einen großen Teil der Fläche des Romantischen Frankens aus – einer Urlaubslandschaft, die sich nicht nur durch große Artenvielfalt, sondern auch durch abwechslungsreiche Kultur auszeichnet. Dafür stehen vor allem die Fachwerk-Orte und historischen Städte des Romantischen Frankens. Die ehemals freien Reichsstädte Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild, Feuchtwangen mit seinem als „Festsaal Frankens“ bekannten Marktplatz oder Ansbach mit seiner markgräflichen Residenz, dem Hofgarten und der Orangerie sind nur einige Beispiele. Die Cadolzburg, Langenzenn mit dem Kreuzgang oder das Schloss von Faber Castell in Stein sind weitere herausragende Sehenswürdigkeiten.
Das Romantische Franken punktet durch sein rund 1.500 Kilometer langes Netz an markierten Radwegen. Im Süden etwa bietet der Hesselberg viele Wanderrouten und einen tollen Ausblick auf die Region. Zu empfehlen ist für Wanderer eine Tour auf dem „Europäischen Wasserscheideweg“. Die Natur zeigt sich unterwegs im besten Licht, schließlich gehört das Romantische Franken zu den sonnenreichsten Gebieten in Süddeutschland.


