Coburg.Rennsteig: Elias und die Weihnachtselfen

Glitzer, Glanz und Glöckchenklang umgeben Ines Zetzmann das ganze Jahr. Als Geschäftsführerin der ELIAS Farbglashütte Lauscha in der Urlaubslandschaft Coburg.Rennsteig setzt sie die stolze Glasbläsertradition der Stadt, die als Wiege des gläsernen Christbaumschmucks gilt, fort.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Doch erst als ich vor einigen Jahren anfing, als Redakteurin beruflich nach Franken zu reisen, ist mir klar geworden, wie unglaublich vielfältig die Region ist. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute stimme ich mich in der ELIAS Farbglashütte auf Weihnachten und den Advent ein.

Auf der Zuschauergalerie der ELIAS Farbglashütte in Lauscha können Besucher:innen dem Glasbläser-Team live beim Arbeiten zusehen. „Das Handwerk macht die Region aus“, ist sich Geschäftsführerin und Designerin Ines Zetzmann sicher. Ende des 16. Jahrhunderts bauten die Familien Greiner und Müller die erste Glashütte am Lauschabach. Die günstige Lage an mehreren Handelswegen ließ die Stadt Lauscha wachsen und die heimischen Glasbläser verfeinerten ihre Kunst immer weiter. Lampenglas, Glasperlen und Glasaugen – das Lauschaer Glas war begehrt. 1853 beschloss deshalb Elias Greiner Vetters Sohn, seine eigene Glashütte zu gründen – die heutige ELIAS Farbglashütte.

Der Firmengründer mit dem etwas sperrigen Nachnamen ist immer noch präsent: Als kleines Glasmaskottchen steht er im Laden neben bunten Murmeln, Figürchen, kunstvollem Schmuck, Designerstücken und Barometern. Bekannt ist Lauscha für das zartgrüne „Thüringer Waldglas“ – und vor allem für den Christbaumschmuck.

„Unser Schmuck ist zum Sammeln und Ergänzen.“

Ines Zetzmann

Ein armer Glasbläser soll ihn Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden haben. Da er kein Geld hatte, um den Baum für seine Kinder wie damals üblich mit Nüssen und Äpfeln zu schmücken, fertigte er die Früchte aus Glasresten an. Besucher der Farbglashütte können sich Stücke von damals direkt im Museum für Glaskunst anschauen. Einige der traditionellen Formen, etwa Zapfen, Glocken und Reflexkugeln, entdecken sie danach in der Weihnachtswelt mit ihren liebevoll eingerichteten „Stuben“ wieder – neu gestaltet von Ines Zetzmann, die den traditionellen Schmuck behutsam ins Heute holt: „Jede alte Figur hat ihre eigene Symbolik.“ So kommen etwa die Vögelchen immer paarweise an den Baum, damit die Liebe ewig anhält.

© Barbara Keil

Der mundgeblasene und handbemalte Weihnachtsschmuck entsteht nicht direkt in der Farbglashütte, sondern im nur wenige Kilometer entfernten Neuhaus am Rennweg. Der dortigen Manufaktur „Der Christbaum“ ist Ines Zetzmann auf besondere Weise verbunden: Ihr 2018 verstorbener Mann Willi Greiner-Mai war Glasbläser, Glaskünstler und Besitzer der Manufaktur. Mit Hilfe von über 500 alten Formen hält sie so nicht nur die Tradition der Region, sondern auch die der Familie ihres Mannes lebendig. Mit Umweg über die USA hat zudem ein eher kurioser Brauch wieder Einzug gehalten: die Weihnachtsgurke. Als beliebtes gläsernes Mitbringsel wird sie am Baum versteckt. An Heiligabend bekommt das Kind, das sie zuerst entdeckt, ein zusätzliches Geschenk.

Wer seinen Baum so zauberhaft dekorieren möchte wie die Prachtexemplare bei „Der Christbaum“ oder im Weihnachtsland der ELIAS Farbglashütte, kann bei „Weihnachtselfe“ Ines Zetzmann einen Baumschmückkurs buchen – inklusive Glühwein und Butterstollen. Dabei erfahren die Teilnehmer auch, wie sie handgemachten Schmuck von Industrieware unterscheiden können: Mundgeblasene Kugeln sind an der kleineren Öffnung und an einer winzigen Erhebung unten zu erkennen, echte Glasbläser-Glöckchen daran, dass sie wirklich klingeln. Dank traditioneller Formen lassen sich auch die neueren Kollektionen mit Erbstücken von den Großeltern kombinieren. „Unser Schmuck“, erklärt Ines Zetzmann, „ist zum Sammeln und Ergänzen.“

© Barbara Keil

Den Wert der handgemachten Produkte lernen die Besucher der „gläsernen Manufaktur“ und die Führungsteilnehmer in der ELIAS Farbglashütte Schritt für Schritt schätzen: Die Grundzutaten Sand, Soda und Pottasche müssen richtig gemischt und bei bis zu 1.500 Grad Celsius geschmolzen werden. Wenn die Glasbläser ihre schweißtreibende Arbeit beendet haben, werden die Werkstücke geschliffen, graviert und versilbert. Nach dem Rundgang sieht jeder die große Produktpalette mit anderen Augen: Sie reicht von Rosenkugeln bis zu moderner Tischware, die in Kooperation mit der Bauhaus-Universität Weimar entstanden ist.

Angeleitet von Experten dürfen die Besucher sogar selbst Glas blasen. Manche Geheimnisse kennen aber nur die Hüttenmeister, die ihr ganzes Können übrigens auch bei Kunstwerken und Einzelstücken ausleben. Einzigartige Schmuckstücke entstehen außerdem jedes Jahr bei den Lauschaer Glasperlentagen, wenn verschiedene Glasperlendreher und Schmuckhersteller farbenprächtige Glasstäbe vor Publikum weiter verarbeiten. Sie zeigen auch, wie zu Zeiten von Elias Greiner Vetters Sohn die „Glosmarbl“ genannten Murmeln gefertigt wurden. Für eine Stärkung nach dem spannenden Rundgang durch die Glashütte sorgt direkt im Haus das Restaurant „Bürgerstuben“, das auf seine Art übrigens auch die Tradition hochhält – zum Beispiel mit Wild aus den heimischen Wäldern.

Wer nun selbst gerne einmal das Weihnachtsland der ELIAS Farbglashütte und der Glaserei „Der Christbaum“ erleben und Weihnachten in vollen Zügen auskosten möchte, der findet unter www.farbglashuette-lauscha.de/ und www.derchristbaum.com/ weitere Informationen. Neben bezaubernden gläsernen Weihnachtsschmuck hat das Gebiet Coburg.Rennsteig noch Einiges mehr zu bieten: Wunderschöne Naturlandschaften, faszinierende Geschichte sowie wohltuende Auszeiten für Körper und Geist – mehr über mögliche Freizeitaktivitäten in der beliebten Urlaubsregionen unter www.coburg-rennsteig.de/. Hier wird auch über die einfache und nachhaltige Anreise per ÖPNV informiert.

Barbara Keil

Verfasst von Barbara Keil
am 25. November 2022 unter Allgemein, Hausbesuche Franken, Kultur in Franken, Urlaubsland Franken, Weihnachten und Winter mit den Schlagwörtern Coburg.Rennsteig, Kultur, Tradition, Weihnachten.

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