Grüne Wilde im Fichtelgebirge

Quendel, Gundermann und Dost? Diese Wildkräuter sind alle im Fichtelgebirge zu Hause. Wer wissen möchte, was sie und ihre würzigen Nachbarn aus Wald und Wiese alles können, ist bei Kräuterpädagogin Frieda Frosch im Heilklima-Kurort Bischofsgrün richtig.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Doch erst als ich vor einigen Jahren anfing, als Redakteurin beruflich nach Franken zu reisen, ist mir klar geworden, wie unglaublich vielfältig die Region ist. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den „Hausbesuchen“ begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Diesmal hat mich mein Weg ins wunderschöne Fichtelgebirge zur Kräuterpädagogin Frieda Frosch geführt.

Spätnachmittags verirrt sich eine der Hummeln, die unermüdlich zwischen den Blüten im Garten unterwegs sind, unter Frieda Froschs Bluse und sticht zu. Zum Glück hat die Kräuterpädagogin Spitzwegerich zur Hand. Das wilde Kraut kommt auf den Hummelstich. „Das hat mir gleich sehr gut geholfen“, versichert sie – und macht mit der Führung weiter, als wäre nichts gewesen.

An diesem Hochsommertag zeigt die Bischofsgrünerin einer bunt gemischten Gruppe von Gästen sozusagen ihre Hausapotheke, die gleich hinter der Gartentür beginnt. Bei Stichen und kleinen Verletzungen greift sie zum unscheinbaren Spitzwegerich, bei Krämpfen brüht sie einen Tee mit Schafgarbe auf und bei Husten setzt sie auf Quendel, den wilden Thymian. Alle diese Kräuter sind im Garten der Froschs zu finden, denn, so betont die Expertin, „Wildkräuter wachsen, wo sie wollen“. Vorausgesetzt natürlich, die Gärtner bieten ihnen die Gelegenheit dazu, indem sie nicht zu oft den Rasen mähen und manche Fleckchen, wo die gesunden Kräuter sprießen, auch einfach wachsen lassen.

„Wildkräuter wachsen, wo sie wollen“

Frieda Frosch

Der Wildnis ein Stück weit Einzug in den Garten zu gewähren, lohnt sich übrigens auch aus kulinarischer Sicht: Kräuter bereichern die Küche. Frieda Frosch, die selbst ein echtes Bischofsgrüner Gewächs ist, weiß das ganz genau. Schließlich führte sie früher den Gasthof Jägerhof in der Ortsmitte, bevor sie aus gesundheitlichen Gründen gezwungen war, ihn abzugeben. Da die Frührente für die tatkräftige Fränkin aber nicht in Frage kam, machte sie eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin – und stellte fest, dass viele alte Hausmittel aus der Natur ihr selbst gut taten.

© FrankenTourismus/Bischofsgrün/Hub

Inzwischen bietet Frieda Frosch von Frühjahr bis Herbst Kräuterwanderungen, -führungen und -kurse an, die vom Publikum aus der Gegend ebenso gern besucht werden wie von Urlaubs- und Kurgästen. Dass Besucher dabei noch die zauberhafte Mittelgebirgslandschaft des Fichtelgebirges mit seinen bewaldeten Höhenzügen und urigen Tälern erleben können, macht eine Kräutertour noch umso reizvoller. Für die Kurgäste kommt die Kräuterpädagogin auch alle zwei Wochen für eine Veranstaltung an die Höhenklinik Bischofsgrün. Die Themen richten sich nach der Saison: „Die ersten Blätter im Frühling sind ideal für Salate“, weiß die Expertin. Im Sommer werden dann die Blüten geerntet, die reich an ätherischen Ölen sind, im Herbst Samen und Wurzeln.

Das Fichtelgebirge ist nicht nur eine hervorragende Wanderregion, sondern auch das ideale Gebiet zum Kräutersammeln: Mehr als 1.000 verschiedene essbare Kräuter wachsen hier. Das liegt auch daran, dass die Landwirtschaft in der bergigen Gegend mit ihren mageren Böden nicht so intensiv betrieben wird wie andernorts. Dadurch ist eine natürliche Artenvielfalt erhalten geblieben. „Bei uns im Fichtelgebirge wächst überall etwas“, versichert Frieda Frosch. Unterwegs in der Urlaubslandschaft bestätigt sich das: Brennnesseln und hohe Engelwurzen stehen gleich an der Straße, die roten Beeren des Hirschholunders leuchten am Waldrand, am Bachufer blüht das Mädesüß und selbst auf einer trockenen, kürzlich gemähten Wiese sprießt die Bärwurz in saftig grünen Büscheln.

Wer jetzt Lust bekommen hat, das Fichtelgebirge und seine Kräutervielfalt noch besser kennen zu lernen, der kann sich unter www.kraeuterwanderung.com ausführlich informieren. Bischofsgrün ist über die Regionalbuslinien des VGN und des VGF zudem problemlos mit dem ÖPNV zu erreichen.

Barbara Keil

Verfasst von Barbara Keil
am 10. Mai 2021 unter Genießerland Franken, Gesundheitspark Franken, Hausbesuche Franken, Nachhaltiges Franken mit den Schlagwörtern Fichtelgebirge, Führung, Kräuter, Wandern.

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