Hammer, Dampf & Handwerk – Zeitreise im Nürnberger Land
Regelmäßig stampfen im Nürnberger Land die Hämmer im Laufer Industriemuseum und formen das heiße Eisen. Auch abseits solcher Aktionen springt der Funke beim Rundgang schnell über – dafür sorgt Leiterin Dr. Christiane Müller mit ihrem Team.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Die Vielfältigkeit der Region ist mir erst bewusst geworden, als ich anfing beruflich als Redakteurin nach Franken zu reisen. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!
Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Im Industriemuseum Lauf im Nürnberger Land erlebe ich heute hautnah die Geschichte der Industrialisierung – von mittelalterlichen Hammerwerken bis zur Dampfmaschine – eingebettet in eine erlebnisreiche Region voller Natur, Handwerk und Kultur.

Zwischen Laufs Fachwerk- und Sandsteinbauten, mit dem Rauschen der Pegnitz im Ohr, beginnt der Streifzug durch die Geschichte der Industrialisierung. Er führt von den Hammerwerken des Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert.

Das Wasser spielt hierbei eine Schlüsselrolle. „Die Pegnitz hat in Lauf das stärkste Gefälle in ihrem ganzen Verlauf“, erklärt Christiane Müller: „Dazu kam die gute Lage an der Goldenen Straße zwischen Nürnberg und Prag. Die Kaiserburg und die Fachwerkhäuschen täuschen ein bisschen darüber hinweg, aber Lauf ist immer ein Industriestandort gewesen.“ Bereits im Mittelalter wurde die Kombination aus sicherer Energieversorgung und guter Verkehrsanbindung für die Hammerwerke genutzt. 1972 stellte das letzte dieser Werke den Betrieb ein. Daraufhin setzte der Verein „Altstadtfreunde Lauf an der Pegnitz“ sich dafür ein, es zu erhalten und zum Museum zu machen. Die nebenan gelegene Ventilfabrik „Dietz & Pfriem“ gehört heute ebenfalls zum rund 3.600 Quadratmeter großen Museumsgelände.
Wenn Christiane Müller an ihren ersten Besuch im Industriemuseum denkt, lächelt sie: „Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Technik faszinierte die studierte Archäologin und Medienwissenschaftlerin schon, bevor sie ihre Stelle antrat. „Meine Familie kommt aus dem Saarland. Ich war als Kind oft mit meinem Großvater in den Berghütten“, erzählt sie.

Bei vielen Besucher:innen des Museums wecken der Geruch von Öl und Farbe, die rußigen Wände der Schmiede oder die knarzenden Holztreppen Kindheits- und Jugenderinnerungen. „Wir versuchen, alle unsere Maschinen so zu warten, dass man sie morgen in Betrieb nehmen könnte“, betont die Museumsleiterin. Dass in E-Werk, Hammerschmiede, Getreidemühle und Ventilfabrik alles so authentisch wirkt, hat noch einen anderen Grund: Die Maschinen ratterten, dampften und arbeiteten einst genau da, wo sie heute noch stehen. Auch die „Tandem Dampfmaschine“, die bei einem Wettbewerb des Bayerischen Heimatministeriums als einer von „100 Heimatschätzen in Bayern“ ausgezeichnet wurde, stammt aus einer örtlichen Fabrik.
Gut frisiert ins E-Werk
Gäste kommen der Technik im Museum nicht nur sehr nahe, sie können sie im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Dafür sorgen unter anderem zahlreiche Mitmachstationen, die an der grünen Gestaltung erkennbar sind und die mit Unterstützung verschiedener Laufer Unternehmen entstanden. „Es gibt so viele technische Prinzipien, die uralt sind und heute immer noch genutzt werden“, stellt Christiane Müller fest.

Doch die Distanz der Gäste zur historischen Technik wächst. Diese überbrückt das Museum auf ebenso kurzweilige wie anschauliche Art. Wer schafft es, die Zahnräder so anzuordnen, dass die Glocke bimmelt? Wer bringt die Dampfmaschine zum Laufen? Solche Aufgaben wecken auf spielerische Art das Interesse an Technik. Zusätzlich bietet das Museum verschiedene Programme und digitale Programmbausteine etwa zum Thema Nachhaltigkeit, wie Christiane Müller berichtet: „Wir haben sehr viele reparierte und Eigenbau-Teile. Da fällt es den Jüngeren manchmal wie Schuppen von den Augen: Ach, man könnte einen Topf auch reparieren!“
Neben der Industrie sind das Handwerk und die Lebenswelt der Menschen Thema im Museum. Originalwerkstätten, ein Friseursalon und Arbeiterwohnungen wurden eingerichtet. Hier tauchen die Museumsgäste unter anderem in die Wirtschaftswunderzeit ein. Es gibt kaum jemanden, der sich zwischen Reiseplattenspieler, Karl-May-Ausgaben und Porzellankaffeefiltern nicht in diese Ära zurückversetzt fühlt. Die Museumsleiterin hat ebenfalls etwas für die Abteilung gespendet: ein Tischchen mit Aschenbecher aus dem Besitz ihrer Großeltern. Sogar die Zigarrenmarke stimme, erzählt sie schmunzelnd: „Das ist meine Ecke in diesem Haus.“

Das Nürnberger Land hat sich als Outdoor- und Genussregion einen Namen gemacht. Mit Kletterfelsen, Mountainbike-Strecken, Flüssen zum Paddeln und geheimnisvollen Höhlen ist die Urlaubslandschaft vor den Toren der Stadt Nürnberg ein beliebtes Ziel für alle Abenteuerlustigen. Zahlreiche Direktvermarkter:innen, urige Gasthöfe und Dorfcafés mit hausgemachten Leckereien sorgen für die Stärkung zwischendurch. Das „Sahnehäubchen“ sind die kulturellen Entdeckungen, die bei Ausflügen im Nürnberger Land immer wieder am Weg liegen. Dazu gehören die spannenden Museen, die von Rittern bis zu Raumfahrt und von Oldtimern bis zu modernem Design eine große Themenvielfalt präsentieren. Trutzige Burgen thronen auf so mancher Anhöhe, während in den Städtchen und Dörfern Tore, Türme und Fachwerkbauten das Gefühl wecken, mitten durch die Geschichte zu spazieren.

