Brot und Geschichte in Coburg.Rennsteig

Die „Alte Schäferei“ in Ahorn in der Urlaubsregion Coburg.Rennsteig ist ein heißer Tipp in Sachen Brot aus dem Holzofen. Museumspädagogin Simone Metzner schürt dafür regelmäßig den Backofen ein. Frischer Frühlingswind treibt Wolkenfetzen über den Himmel und fährt den Coburger Fuchsschafen durch die Wolle. Rund um das stattliche Fachwerk-Ensemble am Fuß des Hühnerbergs liegt warme Juniluft.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Die Vielfältigkeit der Region ist mir erst bewusst geworden, als ich anfing beruflich als Redakteurin nach Franken zu reisen. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. In der „Alten Schäferei“ in Ahorn in der Urlaubsregion Coburg.Rennsteig erlebe ich heute traditionelles Brotbacken im Holzofen hautnah – eingebettet in ein lebendiges Museum, das Handwerk und Alltagskultur vergangener Zeiten erlebbar macht.

Simone Metzner bringt gerade den historischen Ofen auf Touren. „Wenn ein Backtag anstand, konnten die Frauen oft die Nacht vorher schon nicht schlafen“, erklärt die Museumspädagogin. Schließlich musste an diesem Tag Brot für rund einen Monat hergestellt werden. Da durfte nichts schiefgehen! Ihr Wissen darüber, wie die Menschen früher lebten, hat sich Simone Metzner im Laufe von 25 Jahren Arbeit in der „Alten Schäferei – Gerätemuseum des Coburger Landes“ angeeignet. Nicht nur aus historischen Quellen und Büchern, wie sie erzählt: „Ich lerne viel von unseren Gästen, gerade von der älteren Generation.“

© FrankenTourismus / Barbara Keil

Diese wissen aus Kindheitserinnerungen oder den Erzählungen ihrer Eltern noch, wie es einst an Back- und Waschtagen zuging und wofür die Werkzeuge verwendet wurden, die im Museum zu sehen sind. Simone Metzner machte sich erst für ihre museumspädagogische Arbeit damit vertraut: Sie lernte, ohne moderne Geräte Wäsche zu waschen, Wolle zu spinnen, Naturfarben herzustellen und einiges mehr. Am liebsten ist ihr das Brotbacken im Holzofen, das während der Museumssaison von April bis Oktober regelmäßig angeboten wird. Mitmachen können Kindergärten, Schulklassen, Erwachsenengruppen oder auch Demenzkranke; die Programme des Museums sind für alle geeignet und werden individuell angepasst.

© FrankenTourismus / Barbara Keil

Heute hat sich eine Seniorengruppe um das historische Backhäuschen versammelt. Während der Ofen heiß wird, geht es zum Kneten in die historische Doppelscheune, die auch für andere Programme und für Veranstaltungen genutzt wird. Roggen- und Weizenmehl, Wasser, Salz und Natursauerteig stecken in den vorbereiteten Teigportionen. Diese werden von einer Handwerksbäckerei angeliefert; für eine komplette Bäckereiausstattung ist im Museum kein Platz. „Sie werden sehen, wie der Teig sich unter Ihren Händen verändert“, verspricht die Museumspädagogin: „Das klingt vielleicht etwas esoterisch, aber er braucht die Wärme und auch die Zuwendung.“

Laibe auf Wanderschaft

Die fertigen Laibe transportiert sie im Leiterwagen zum Backhäuschen. Wenn der Ofen ausgeräumt und die Temperatur geprüft wurde, werden die Brote mit dem Schieber „eingeschossen“. Nach den ersten zehn bis 20 Minuten müssen sie „wandern“. Da es hinten im Ofen am heißesten ist, werden die Positionen regelmäßig getauscht, damit alles gleichmäßig bäckt.

© FrankenTourismus / Barbara Keil

Während die Brote im Ofen sind, ist Zeit für den Besuch der Ausstellung. Die Gutsschäferei wurde im Jahr 1713 von den Herrn des Schlosses Ahorn erbaut, das direkt gegenüber liegt. Das Schäferwohnhaus nebenan beherbergt heute die Gastwirtschaft „Schäferstuben“, die Ausstellung ist im ehemaligen Schafstall untergebracht. Schon beim Betreten weht den Gästen ein Hauch von Stall-Luft entgegen. Wo früher rund 600 Schafe den Winter verbrachten, wird die Vergangenheit dank Landwirtschafts- und Haushaltsgeräten ein Stück weit begreifbar. Robert Reiter und weitere acht Mitglieder gründeten 1970 einen Förderverein für das zukünftige Museum. Als Heimatvertriebener hatte Robert Reiter ein Gespür für die Bedeutung von Alltagsdingen entwickelt, weshalb er vor allem das pädagogische Konzept des Museums prägte. Statt sie nur in Vitrinen zu betrachten, probieren Interessierte zum Beispiel aus, wie sich ein Dreschflegel anfühlt, wie eine Schafschere in der Hand liegt oder wie sich Wolle kämmen lässt. Untermalt wird das Erlebnis durch Fotos und Filmszenen.

© FrankenTourismus / Barbara Keil

Für Simone Metzner ist die Schäferei ein Stück weit ihr Zuhause. Hier hat sie – wie einige Paare jedes Jahr – geheiratet und Familienfeste gefeiert. Auch die Leute vor Ort kommen immer wieder gern in „ihre“ Schäferei, etwa bei Wanderungen auf dem „Amtsbotenweg“ oder zu Festen wie dem Museumsfest im September. Darauf freut sich auch Simone Metzner jedes Jahr: „Wenn vorne der große Kartoffeldämpfer dampft, hinten der Backofen raucht und vielleicht noch ein alter Traktor rattert, dann geht mir das Herz auf.“

Um lebendige Tradition zu erleben, ist die Urlaubslandschaft Coburg.Rennsteig der richtige Ort. Vor allem das Glasbläserhandwerk rund um Lauscha hat noch heute eine große Bedeutung, ebenso wie die Spielzeugherstellung, deren Zentrum in der Stadt Sonneberg liegt. In vielen Orten stehen noch Brau- und Backhäuser, um deren Erhalt sich Vereine kümmern. Oft wird an Festtagen Frischgebackenes aus dem Holzofen aufgetischt und eigens eingebrautes Bier ausgeschenkt. Dazu schmecken Spezialitäten wie Coburger Rutscher oder Thüringer Klöße, Coburger Bratwurst und Thüringer Rostbratwurst. Das ehemalige Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha beeindruckt außerdem mit prächtigen Schlössern und Burgen. Die Veste Heldburg mit dem „Deutschen Burgenmuseum“ und die Veste Coburg mit ihren Kunstsammlungen sind weithin sichtbare Wahrzeichen. Zwischen den beiden verlief jahrzehntelang die innerdeutsche Grenze. Aus dem „Eisernen Vorhang“ von einst ist heute das „Grüne Band“ geworden: ein einzigartiger Naturraum, wie geschaffen für Rad- und Wandertouren. Nach der Tour entspannen müde Muskeln in der ThermeNatur in Bad Rodach.

Barbara Keil

Verfasst von Barbara Keil
am 20. Juni 2025 unter Allgemein, Genießerland Franken, Hausbesuche Franken, Kultur in Franken mit den Schlagwörtern Coburg.Rennsteig, Hausbesuche, Kultur, Museum.

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