Die Fränkische Schweiz trifft den Ton

Im malerischen Töpferort Thurnau in der Fränkischen Schweiz führt Franziska Schnauder-Sanke gemeinsam mit ihrem Mann die „Töpferei am See“. Stadt und Handwerk liegen ihr im Blut: Schon als Kind hat sie ihren Eltern in der Keramik-Werkstatt geholfen.

Wenn man Wein mit Familiennamen (und Sisi mit Vornamen) heißt, passt es wunderbar, wenn man über den Frankenwein schreiben darf. Und über Frankens kulinarische Besonderheiten. Über Natur, Traditionen und Kultur. Und nicht zuletzt über unglaublich spannende und gastfreundliche Menschen, die das Urlaubsland so besonders machen. Das tue ich nun, seitdem ich vor rund 20 Jahren als Journalistin vom Bayerischen Wald in den Naturpark Altmühltal gezogen bin.

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. In Thurnau, einem traditionsreichen Töpferort in der Fränkischen Schweiz, zeigt mir Franziska Schnauder-Sanke ihre Töpferei, die sie mit großer Leidenschaft und handwerklichem Geschick führt. Hier entstehen farbenfrohe Keramiken in jahrhundertealter Familientradition – direkt am Schlossweiher.

Hoch konzentriert sitzt Franziska Schnauder-Sanke an ihrer Drehscheibe. Geübt malt sie auf den Teller vor ihr Strich für Strich, Blatt für Blatt und Blüte für Blüte ein Blumenmuster. „Das ist schon ein besonderer Arbeitsplatz“, räumt die Kunsthandwerkerin freimütig ein.

© FrankenTourismus / Thilo Eggerbauer

Seit 26 Jahren betreibt sie ihre Töpferei in einem kleinen Backsteinhaus, direkt am Schlossweiher und nur wenige Meter entfernt von Schloss Thurnau. Die Aussicht ist beeindruckend, doch das gilt auch, wenn man den Blick durch die Werkstatt schweifen lässt: Rund um die Keramikerin stehen halbfertige und bereits vollendete Kunstwerke – filigran gearbeitete, bunt bemalte Zier-Kolibris für den Garten, große runde Tischplatten mit mediterranem Zitronenmuster oder eine Reihe bayerischer Bierkrüge für das 150-jährige Bestehen einer Feuerwehr aus der Region – alles in kleinteiligen Arbeitsschritten von Hand geformt und bemalt.

Verwurzelt in der Tradition

Früher war schon an gleicher Stelle die Töpferei ihrer Eltern untergebracht sowie davor die Werkstatt eines anderen Keramikers. Heute wohnt und arbeitet Franziska Schnauder-Sanke gemeinsam mit ihrem Mann Stefan Sanke in diesem Haus. Sie hat ihre Werkstatt unten im Erdgeschoss, er seine oben im ersten Stock – beide haben ihre Ausbildung bei Schnauder-Sankes Eltern gemacht. Die Werkstatt atmet also Tradition, genauso wie ganz Thurnau: „Die Töpferkunst gibt es hier schon seit dem 14. Jahrhundert“, erzählt die Keramikerin über ihren Heimatort. Von Generation zu Generation wurde das Wissen weitergegeben. Das Ergebnis ist eine ganz eigene Töpfer-Richtung mit einzigartigen Gefäßformen wie dem Thurnauer Krug sowie speziellen Dekorationstechniken.

© FrankenTourismus / Thilo Eggerbauer

Noch heute gibt es fünf Töpfereien in dem pittoresken Städtchen. Darüber hinaus beschäftigt sich ein eigenes Museum mit der örtlichen Keramik-Tradition. Auch wenn sich die ansässigen Ton-Künstler:innen immer wieder auf diese Historie berufen, hat doch jeder seinen eigenen Stil. Der reicht von feinem Tafelgeschirr bis hin zu großen, schweren Blumentöpfen. Franziska Schnauder-Sankes Werke zeichnen sich vor allem durch ihre farbenfrohe Bemalung aus. Liebste „Leinwand“ sind ihr die großen runden Tischplatten: „In der Bemalung gehe ich richtig auf“, gesteht die Töpfermeisterin.

Keramikmarkt im Schlosshof

Wie sehr sie sich Thurnau verbunden fühlt, wird deutlich beim Spaziergang durch den Ortskern. Vor der Laurentiuskirche, nur etwa 200 Meter Luftlinie von ihrer Werkstatt entfernt, hält sie inne: „In dieser Kirche wurde ich getauft, konfirmiert, hier habe ich geheiratet und auch meine Kinder wurden hier getauft“, sagt die 64-Jährige mit einem Lächeln: „Mein ganzes Leben habe ich hier verbracht. Mit kurzer Unterbrechung, da habe ich in der Stadt gewohnt.“ Das spätgotische Kirchengebäude ist über einen Holzgang mit dem Schloss verbunden – ein kolossaler Bau, der einer der größten und bedeutendsten seiner Art in Franken ist. Der älteste Gebäudeteil stammt aus dem 13. Jahrhundert. Früher residierte hier der Adel, heute ist in den Räumen unter anderem ein Hotel untergebracht.

© FrankenTourismus / Thilo Eggerbauer

Den Schlossinnenhof mag Franziska Schnauder-Sanke besonders gern. In der Adventszeit findet in dieser romantischen Kulisse der beliebte Weihnachtstöpfermarkt statt. Die Keramikerin erzählt vom Nordflügel, der erst kürzlich nach langer Renovierung wiedereröffnet wurde: „Ich finde es einfach toll, dass hier alles so schön bewahrt wird.“ Schon lang ist die Töpfermeisterin Vorsitzende des Vereins „Pro Thurnau“, der sich unter anderem für den Erhalt der historischen Stadtfassade engagiert.

Kunsthandwerk zum Anfassen

Zurück in der Töpferei, steckt sogleich eine Kundin ihren Kopf durch die Werkstatttür. Sie sucht ein Geschenk für ihre Enkelin. Obwohl es nebenan und ein Stockwerk höher Ausstellungsräume gibt, schauen Besucher:innen für gewöhnlich zuerst zu Franziska Schnauder-Sanke in den Arbeitsraum. „Ich glaube, heutzutage ist es total wichtig zu sehen, wie die Produkte entstehen und wie aufwendig dieses Handwerk eigentlich ist“, überlegt sie. Mit Brenn- und Trockenzeiten braucht es beispielsweise drei Wochen, bis ein Saftspender aus Ton vollendet ist.

Ist wieder etwas fertig, wird es im Laden ausgestellt. Dort steht in einem Regal typisches Thurnauer Geschirr. Dazu ist ein Foto aufgehängt, auf dem Altkanzler Helmut Schmidt an seinem Schreibtisch abgelichtet ist. Neben ihm steht eine Tasse im gleichen Stil. „Die ist von meinen Eltern“, bemerkt Franziska Schnauder-Sanke stolz. Bis ins hohe Alter habe ihr Vater noch bei ihr in der Werkstatt mitgeholfen. Auch die 64-jährige denkt nicht ans Aufhören: „Zehn Jahre mache ich das noch – mindestens.“

© FrankenTourismus / Thilo Eggerbauer

Historische Gemäuer und altes Handwerk: Thurnau ist ein Ort der Geschichte und Tradition. Die Stadt ist damit ein gutes Beispiel für die Fränkische Schweiz, denn hier ist altes Brauchtum lebendig: Im Januar werden Lichterfeste gefeiert, bei denen viele Feuer entfacht werden, zu Ostern werden mehr als 200 Brunnen mit unzähligen Eiern geschmückt. Auch das Wandern hat in der Fränkischen Schweiz Tradition: Schon die Reiseschriftsteller des 19. Jahrhunderts waren fasziniert von ihren Burgen und Schlössern, den romantischen Mühlen und über 1.000 Höhlen. Die malerische Urlaubslandschaft ist aber nicht nur bei Wandernden beliebt, denn die Freizeit-Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt: Klettern auf steilen Felsen, eine Kanutour auf der Wiesent, maßgeschneiderte Fahrrad- und Mountainbiketouren oder die Tropfsteinwelten in der Teufelshöhle Pottenstein. Zur Stärkung zwischendurch warten feine Leckereien aus den heimischen Brauereien und Brennereien.

Sisi Wein

Verfasst von Sisi Wein
am 6. Juni 2025 unter Allgemein, Hausbesuche Franken, Kultur in Franken mit den Schlagwörtern Fränkische Schweiz, Hausbesuche, Kultur, Tradition.

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