Bierhimmel über Miltenberg – Mit Faust auf Genussreise

Im Spessart-Mainland, mitten in der Altstadt von Miltenberg und damit in einem der „Genussorte Bayern“, entstehen besondere Bierspezialitäten. Johannes Faust, Brauer und Betriebswirt, führt die Geschicke einer Traditionsbrauerei mit jahrhundertelanger Geschichte.

Mein Name ist Barbara Keil, ich bin an der Grenze zum Reiseland Franken aufgewachsen und habe schon als Kind gern meine fränkischen Verwandten besucht. Die Vielfältigkeit der Region ist mir erst bewusst geworden, als ich anfing beruflich als Redakteurin nach Franken zu reisen. Jeder Ausflug bietet neue überraschende Entdeckungen und spannende Begegnungen mit den Menschen vor Ort!

Mit den Hausbesuchen begleiten wir Einheimische bei ihrem täglichen Wirken im Urlaubsland Franken. Heute besuche ich den Genussort Miltenberg im Spessart-Mainland. Hier verbindet die traditionsreiche Brauerei Faust handwerkliches Bierbrauen mit Familiengeschichte, regionaler Verwurzelung und einem Bierhimmel mit Aussicht.

Alles begann mit einer Liebesgeschichte: Als Braumeister Johann Adalbert Faust um die Hand der Müllerstochter Babette anhielt, äußerte sie einen Wunsch: Zur Hochzeit sollte er ein Bier brauen, das nach Hopfen duftete, aber nicht bitter schmeckte. Der Bräutigam zeigte sich der Aufgabe gewachsen und so gab sie ihm das Jawort.

Sein Urenkel Johannes Faust führt die familieneigene Brauerei heute in der vierten Generation. Er bezweifelt, dass die Urgroßmutter das Bier wirklich zur Bedingung für die Hochzeit machte. Aber er weiß, dass sein Vorfahre die Bitte mittels Kalthopfung erfüllte. Hierfür wird der Hopfen nicht mitgekocht, sondern kommt erst im Reifekeller ins Bier, damit die duftenden Öle erhalten bleiben. Noch heute wird das „Hochzeitsbier“ aus dem Sortiment der Brauerei so hergestellt.

© FrankenTourismus / Barbara Keil

Andere Faustspezialitäten sind ebenfalls von der Geschichte inspiriert. Denn als Johann Adalbert Faust 1875 die ersten Anteile an dem damals noch Löwenbrauerei genannten Betrieb erwarb, war die Brauerei bereits mehrere Jahrhunderte alt. Gegründet wurde sie 1654 von einem belgischen Einwanderer. Mitte des 19. Jahrhunderts musste ein Brauersohn mit revolutionärer Gesinnung nach Amerika auswandern, woran das „Auswandererbier“ erinnert. Und eine Brauerreserve wie die Braumeister alter Zeiten haben die Fausts auch noch im Keller – genauer gesagt in der „Schatzkapelle“, wo diese Spezialität für besondere Anlässe in Whisky-Fässern reift.

Freier Blick auf die Kupferkessel

Bei den Zutaten legt die Brauerei Wert auf Regionalität. Im Sudhaus kommen die Rohstoffe zusammen. Alles unter den Augen neugieriger Passant:innen, denn die große Glasfront geht direkt auf die Hauptstraße des Fachwerkstädtchens hinaus. Wer es noch genauer wissen will, schließt sich einer der Brauereiführungen an, die freitags, samstags und sonntags immer um 14 Uhr angeboten werden und die zusätzlich für Gruppen zu individuellen Terminen buchbar sind. Noch tiefer in die Materie dringt man bei einem Braukurs ein.

© Brauhaus Faust KG

Dafür steigen die Teilnehmenden in den obersten Stock des Brauereigebäudes. Dort befindet sich eine kleine Anlage, mit der handwerklich gebraut wird – etwa, wenn das Team ein neues Bier kreiert. Dass diese keine trockene Angelegenheit sind, zeigt der gut bestückte Kühlschrank. Das eigentliche Highlight liegt aber vor der Tür: der „Bierhimmel“, eine Dachterrasse direkt über den Reifetanks. „Hier trinken wir gern unser Feierabendbier“, verrät Johannes Faust. Kein Wunder, schließlich bietet sich ein Traumblick über die Miltenberger Altstadt.

Dinosaurier mit Sinn für Qualität

Auf der Terrasse ist gut zu sehen, dass direkt hinter den Gebäuden der Fels beginnt. Viel Platz ist nicht, trotzdem will der Chef weiterhin in der Stadt produzieren: „Es ist aufwendiger, aber authentischer“, stellt er fest. Diese Haltung zeigt sich auch beim Brauprozess. So gären die Faust-Biere in offenen, nicht zu tiefen Bottichen, damit die Hefe ohne allzu großen Druck gut arbeiten kann und unerwünschte Nebenprodukte des Brauprozesses abgeschöpft werden können. „Wir gehören zu den letzten Dinosauriern, die diese Art des Brauens pflegen“, so Johannes Faust mit einem Lachen. Ein Beleg für die hohen Qualitätsansprüche ist das „Slow Brewing“-Gütesiegel, für das nicht nur der Brauprozess, sondern auch Aspekte wie Nachhaltigkeit und Unternehmenskultur jährlich streng geprüft werden. Die zahlreichen Auszeichnungen, von denen Gäste beim Rundgang eine Auswahl zu Gesicht bekommen, sprechen ebenfalls für sich.

© FrankenTourismus / Barbara Keil

Ausschlaggebend sei aber immer der eigene Geschmack, erklärt Johannes Faust. „Das Bier muss uns schmecken, damit wir die Liebe dafür haben, es richtig zu brauen. Ein gutes Bier schenkt Lebensfreude – und die wollen wir produzieren.“ Das gilt bei Klassikern wie Helles, Pils und Weizen ebenso wie bei den Saisonbieren oder den Craft-Bieren im Sortiment. Was es alles gibt, zeigt der Brauereiladen. Zum Verkosten bietet sich ein Besuch im nahen Gasthaus „Zum Riesen“ an, das von der Frau des Brauhauschefs geführt wird. Als Deutschlands ältestes Gasthaus verfügt es über genau das richtige Flair für fränkische Genüsse. Und das passende Faust-Bier zu jedem Gericht steht als Empfehlung in der Karte.

Uralte Eichenwälder und sonnige Weinberge, märchenhafte Schlösser und verwunschene Burgruinen, historische Fachwerkorte und moderne Heilbäder – das Spessart-Mainland ist eine Urlaubslandschaft der Kontraste. Erkunden lässt sie sich gut beim Wandern: Das Räuberland im Spessart-Mainland zählt zu den „Qualitätsregionen Wanderbares Deutschland“, dazu kommen drei Qualitätswege und der Premiumweg „Spessartbogen“. Auf Radelnde wartet Abwechslung: Am Ufer der fränkischen Lebensader verläuft eben der „Main-Radweg“. Die Wälder und Anhöhen sind durchzogen von Mountainbike-Strecken. Mit „Wald erFahren“ bietet der Spessart Deutschlands größtes einheitliches Ladenetz für E-Biker und passende Tourenvorschläge. Aschaffenburg mit seinen bedeutenden Museen, das Wasserschloss Mespelbrunn oder Lohr a.Main mit dem Schneewittchen-Schloss gehören zu den kulturellen Höhepunkten des Gebiets. Bei der Einkehr sorgen heimische Weine und Biere, aromatische Brände aus der Ernte der Streuobstwiesen oder Wild aus den weiten Spessartwäldern für Genusserlebnisse.

Barbara Keil

Verfasst von Barbara Keil
am 4. Juli 2025 unter Allgemein, Bierland Franken, Genießerland Franken, Hausbesuche Franken, Nachhaltiges Franken mit den Schlagwörtern Bier, Genussort, Hausbesuche, Kulinarik, Spessart-Mainland.

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