Expressionismus: Ausstellungen fränkischer Künstler

Mit Ernst Ludwig Kirchner und Emy Roeder stammen zwei berühmte Künstler des Expressionismus aus Franken. 2018 widmen sich mehrere beeindruckende Ausstellungen ihrer Epoche.

„Es ist etwas Geheimes, was hinter den Menschen und Dingen und hinter den Farben und Rahmen liegt, und das verbindet alles wieder mit dem Leben und der sinnfälligen Erscheinung, das ist das Schöne, das ich suche“: So beschrieb der in Aschaffenburg geborene Maler und Grafiker Ernst Ludwig Kirchner seine Kunst. Er gehörte zu den jungen Talenten in Deutschland, die vor gut 100 Jahren eine neue Form des künstlerischen Ausdrucks fanden – spontan, direkt und persönlich. Das dynamische Großstadtleben in Berlin zog sie unwiderstehlich an, auch Kirchner und die Bildhauerin Emy Roeder, die aus Würzburg stammte.

Um den Expressionismus in Franken zu entdecken, sind Kirchner und Roeder ideale Ansatzpunkte.

Beide sind in ihren Heimatstädten heute noch präsent. In Aschaffenburg lädt das Kirchnerhaus (kirchnerhaus-aschaffenburg.de) im Geburtshaus des Künstlers dazu ein, sich mit dem Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke“ zu beschäftigen.

Emy Roeder vermachte der Stadt Würzburg noch zu Lebzeiten ihren künstlerischen Nachlass, den das „Museum im Kulturspeicher“ (www.kulturspeicher.de) betreut. Dort beschäftigt sich dauerhaft ein eigener Raum mit dem Werk der Bildhauerin. Hier sind mit „Die Schwangere“ und „Betender Knabe“ zwei der seltenen Holzplastiken aus ihrer expressionistischen Phase zu sehen. Vom 14. Dezember 2018 bis zum 10. März 2019 zeigt das Museum außerdem die Sonderausstellung „Das Kosmische alles Seins“, die einen Querschnitt durch Roeders eindrucksvolles Lebenswerk bietet und sie als eine Künstlerin zeigt, die nie den Bezug zur Gegenwartskunst verlor.

Kirchner und seinen Künstlerkollegen aus der Gruppe „Die Brücke“ begegnet man in Bayreuth wieder: Das „Kunstmuseum Bayreuth“ (www.kunstmuseum-bayreuth.de) besitzt eine umfangreiche Sammlung an expressionistischen Druckgrafiken, die in wechselnden thematischen Ausstellungen präsentiert werden.

Ernst Ludwig Kirchner: "Badende (Fehmarn)" (1912)

Schiele in Schweinfurt

Die fränkische Hauptstadt des Expressionismus liegt 2018 allerdings in Schweinfurt. Dort widmet sich das „Museum Georg Schäfer“ (www.museumgeorgschaefer.de) im Herbst unter dem Motto „Freiheit des Ichs“ ganz dem Werk Egon Schieles (14. Oktober 2018 bis 6. Januar 2019). Dabei wird der Werkkomplex aus der berühmten Sammlung des Wiener „Leopold Museum“ zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.

Ganz in der Nähe führt die „Kunsthalle Schweinfurt“ (www.kunsthalle-schweinfurt.de) die Geschichte weiter: Hier sind Werke aus der „Sammlung Joseph Hierling“ ausgestellt, die dem „Expressiven Realismus“ zugeordnet werden – gestaltet von den Künstlern der „verschollenen Generation“. Diese meist um 1900 geborenen Maler, Grafiker und Bildhauer entwickelten ab 1925 den Expressionismus weiter. Doch in der Zeit des Nationalsozialismus gerieten sie ins Abseits, verloren durch Krieg und teilweise sogar Verfolgung ihre Existenzgrundlage und konnten später nicht wieder an ihre einstigen Erfolge anknüpfen. Schweinfurt lädt dazu ein, sie wiederzuentdecken.